Antisemitismus-Keule funktioniert immer. "Millionen verdanken der Corona-Impfung ihr Leben"

Ob Kritik an Israels bar­ba­ri­scher Kriegsführung oder an Corona-Maßnahmen: Schubladen wer­den gefüllt, eine Diskussion soll nicht statt­fin­den. Pünktlich zum Feiertag äußert sich der Allerscheinheilige Janosch Pawlow:

Was hat Streeck gesagt?

jue​di​sche​-all​ge​mei​ne​.de titelt unzu­tref­fend "Virologe Streeck ver­gleicht Corona-Ungeimpfte mit Juden", zitiert aber annä­hernd kor­rekt aus einem Interview auf focus​.de:

»Da ist man mit einem Anteil der Bevölkerung, rund 20 Prozent, nicht gut umge­gan­gen. Es wur­den Schuldige gesucht, wie es bei der Pest mit den Juden gemacht wur­de und bei HIV mit den Homosexuellen. Wir haben aus unse­rer Geschichte nicht gelernt. Der wah­re Feind ist doch das Virus, nicht der Mensch.«

Im Interview steht zuvor:

»Auch die Kommunikation, dass die Impfung „neben­wir­kungs­frei“ sei, war wirk­lich nicht gut. Zweitens und auch dar­über müs­sen reden: Wir, als Gesellschaft, sind mit Menschen, die sich nicht imp­fen las­sen woll­ten, nicht gut umge­gan­gen. Man hat sie zum Teil aus­ge­grenzt, dif­fa­miert, dis­kre­di­tiert. Man hat ihnen die Schuld an die­ser Pandemie gege­ben. Das war ein­fach falsch.«

Die "Jüdische Allgemeine" fährt ver­kür­zend fort:

»Während der Corona-Pandemie galt für Ungeimpfte zeit­wei­se ein fak­ti­scher Lockdown. Wer nicht voll­stän­dig geimpft war, durf­te nicht in Kinos, Restaurants oder Theater. Auch bei pri­va­ten Treffen gab es zeit­lich begrenz­te Einschränkungen: Im Winter 2021 durf­ten sie sich nur mit Personen des eige­nen Haushalts und höch­stens zwei Personen eines ande­ren Haushalts treffen.

Zum Vergleich: Während der Pestjahre 1348–1351 wur­den allein in Straßburg 2000 Juden bei einem Pogrom ermor­det. Auch andern­orts kam es zu Pogromen. Der jüdi­schen Bevölkerung wur­de fälsch­li­cher­wei­se unter­stellt, für die Pest ver­ant­wort­lich zu sein. In Bern wur­den des­halb 1348 Juden bei leben­di­gem Leib auf einem Scheiterhaufen ver­brannt.«

Soll hei­ßen: Die paar Einschränkungen für "Ungeimpfte" sind nicht zu ver­glei­chen mit dem, was im Mittelalter Juden ange­tan wur­de. Auch wenn der erste Teil sehr ver­harm­lo­send dar­ge­stellt wird, ist die Beobachtung rich­tig. Nur: Streeck behaup­tet nicht, "Ungeimpfte" sei­en so behan­delt wor­den wie Juden. Er stellt fest, daß sie als Schuldige aus­ge­macht wur­den. Hier liegt die Parallele dazu, daß der jüdi­schen Bevölkerung fälsch­li­cher­wei­se unter­stellt wur­de, für die Pest ver­ant­wort­lich zu sein. Nur ein Beispiel ist die bekann­te Wutrede der MDR-Journalistin Sarah Frühauf* vom 19.11.21 (web​.archi​ve​.org).

Daß sol­che Hetze im 21. Jahrhundert in Deutschland nicht zu Pogromen führ­te, spricht nicht gegen den Tatbestand der Schuldzuweisung. Wie schnell Internierungslager in Europa, nicht für "Impfverweigerer" oder "Quarantänebrecher" (es gab sie nur ver­ein­zelt und in Frühformen), wohl aber für Geflüchtete salon­fä­hig wur­den, zeigt aber die Brüchigkeit der auf­ge­klär­ten Zurückhaltung.

Eine bil­li­ge Polemik der "Jüdischen Allgemeinen", die ger­ne von ande­ren Medien zitiert wird, besteht dar­in, das eine bekann­te Foto mit dem gel­ben "Ungeimpft"-Stern groß zu zei­gen und zu behaup­ten: "Auf Demonstrationen gegen die Maßnahmen tru­gen Teilnehmer immer wie­der »Judensterne«, wie sie Jüdinnen und Jüdinnen auf Befehl der Nazis ab 1941 in Deutschland tra­gen muss­ten". So wird die Abstempelung der Proteste als anti­se­mi­tisch wie­der auf­ge­wärmt. Es kann nicht weg­dis­ku­tiert wer­den, daß es dümm­lich-nai­ve und sogar bewußt den Völkermord ver­harm­lo­sen­de Stimmen in der "Maßnahmenkritik" gab. Das Jonglieren mit dem Begriff "Nürnberg" und die Bezeichnung der "Impfung" als "Holocaust 2.0", auch von pro­mi­nen­ten VertreterInnen, ging in die­se Richtung. Allerdings hat das nicht die Kritik domi­niert und sagt vor allem nichts aus über deren Berechtigung.

Streeck weiß als Medienprofi, was er tut. Es geht ihm um die Vermarktung sei­ne Buches und dar­um, sich als CDU-Bundestagskandidat im Gespräch zu hal­ten. Er konn­te zuver­sicht­lich dar­auf set­zen, daß die Dahmen et al. auf sei­ne Worte ansprin­gen. Daß ihnen nicht der Kampf gegen Antisemitismus am Herzen liegt, son­dern die Rechtfertigung der auch zwangs­wei­se durch­ge­setz­ten "lebens­ret­ten­den Impfungen", wird unmit­tel­bar erkenn­bar. In die­ser Frage sind sie auch nahe bei Streeck. So wie Streeck nahe bei Jens Spahn ist, für des­sen Partei er ins Rennen geht.

Update: Lauterbach darf das.

* Entschuldigung für die ursprüng­li­che fal­sche Nennung des Vornamens und dan­ke für den Hinweis!

14 Antworten auf „Antisemitismus-Keule funktioniert immer. "Millionen verdanken der Corona-Impfung ihr Leben"“

  1. Vielen Dank für die dif­fe­ren­zier­te Darstellung. Man kann aller­dings zumin­dest dar­über strei­ten, ob der Hinweis auf den "Nürnberger Kodex", nicht die Nürnberger Prozesse, zu weit geht. Meines Erachtens tut er das nicht. Schließlich han­del­te es sich, wenn man so will, in der Tat um ein Menschenexperiment ohne "infor­med consent".

    Dass hin­ge­gen jemand wie Spahn pro­blem­los von einem "Volksgerichtshof" der Corona-Aufarbeitung spre­chen kann, gehört zur neu­en Normalität. Ebenso wie den Schlangenölverkäufer Trump oder die neo­li­be­ra­le und natio­nal­kon­ser­va­ti­ve AfD als Faschisten zu bezeich­nen, wäh­rend man selbst "Leopard"-Panzer an Leute mit Dirlewanger-Emblem, SS-Totenkopf, Hakenkreuzen und vor allem SS-Wolfsangel lie­fert, damit sie für einen Russland bekämpfen. 

    Wir leben in einer Zeit der Gegenaufklärung. Danke für Ihre Gegen-Gegenaufklärung.

  2. https://​kodo​roc​.de/​2​0​2​4​/​1​1​/​0​2​/​m​a​n​c​h​m​a​l​-​h​a​t​-​c​h​a​t​g​p​t​-​e​i​n​e​n​-​g​e​w​i​s​s​e​n​-​d​u​r​c​h​b​l​i​c​k​/​#​c​o​m​m​e​n​t​-​7​383

    Zitat Streeck aus Focus:

    Wir, als Gesellschaft, sind mit Menschen, die sich nicht imp­fen las­sen woll­ten, nicht gut umge­gan­gen. Man hat sie zum Teil aus­ge­grenzt, dif­fa­miert, dis­kre­di­tiert. Man hat ihnen die Schuld an die­ser Pandemie gege­ben. Das war ein­fach falsch. Da ist man mit einem Anteil der Bevölkerung, rund 20 Prozent, nicht gut umgegangen.
    Zitat Ende
    °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
    Und heu­te? Heute, sie­he mei­nen Kommentar, wer ist heu­te wie­der un"geimpft", am 2.11.2024? Wer gilt als nicht "geimpft"? Alle, deren letz­te mrna-Spritze mehr als ein Jahr zurück liegt, echt ALLE gel­ten °°nicht mehr als geimpft°°! Das ist der Hammer! Das sind jetzt in 2024 viel­leicht wie­der 80 bis 90 Prozent aller Leute, die in Deutschland woh­nen. Sie müss­ten sich sofort wie­der neu boo­stern, "auf­fri­schen", neu spiken las­sen, um ihren "Impf"-Status wie­der stolz vor sich her zu tra­gen. Wobei das ja kei­ne Impfung war, son­dern eine Anwendung von mrna-hal­ti­gen, Spike-pro­te­in-hal­ti­gen Spritzen.

    Es gibt jetzt im November 2024 *nur noch* unge­impf­te, könn­te man Herrn Streeck zuru­fen. Nur noch. Allerdings die mit den ech­ten dubio­sen – was auch immer da in den Chargen drin war – Spritzensubstanzen im Körper, haben ja wei­ter die Postvac-Schäden, sie haben Longcovid nach Infektionen trotz oder wegen der Produkte, wegen Produkten mit Produktversagen. DIESE Leute, die krank gewor­den sind durch die Spritzen, sind die Personen, bei denen sich Hendrik Streeck und alle ande­ren "Impf"-Befürworter ent­schul­di­gen müs­sen, nicht bei mir. 

    Ja, ich durf­te auf­grund der evi­denz­lo­sen will­kür­li­chen 2G‑, 3G-Regeln nichts bis gar nichts, nicht ver­rei­sen, nicht ins Kino, durf­te nur 2 Personen zu Hause als Gäste haben, hät­te bei Verstoß dage­gen Bußgelder zah­len müs­sen, ich durf­te nichts, außer in den Supermarkt gehen, aber ich bin gesund, habe kei­ne Nebenwirkungen von Spritzen, bei mir muss sich Herr Streeck nicht ent­schul­di­gen. Im Gegenteil: er kann mir applau­die­ren, er kann mich dafür bewun­dern, dass ich stark genug war, trotz "Impf"-Terror, "Impf"-Druck von über­all her, NEIN zu merk­wür­di­gen Spritzen zu sagen, dass mir mei­ne Gesundheit mehr wert war und ist als künst­li­che Spritzen, die mich zu einer Postvac-Kranken machen.

    1. Noch ein­mal zur Verdeutlichung – Streeck for­mu­liert allen Ernstes und sym­pto­ma­tisch für sein men­ta­les Profil in einer Art und Weise, die jede auf­kei­men­de Hoffnung auf eine kom­pe­ten­te, fai­re, soli­de und fun­dier­te Aufarbeitung sofort wie­der zer­stie­ben lässt–mE kri­ti­sche Stellen in GROSSBUCHSTABEN:

      "ICH habe in mei­nem Buch die Corona-Pandemie AUFGEARBEITET, um Problem und FEHLER auf­zu­zei­gen – ERGEBNISOFFEN, hart in der Sache ABER OHNE ANKLAGE.
      WIR müs­sen ler­nen, damit SICH FEHLER NICHT WIEDERHOLEN und WIR prag­ma­ti­sche Schlüsse zie­hen." https://x.com/hendrikstreeck/status/1840348104945447235
      +
      https://​www​.nius​.de/​c​o​r​o​n​a​/​n​e​w​s​/​g​r​u​e​n​e​-​a​t​t​a​c​k​i​e​r​e​n​-​s​t​r​e​e​c​k​/​d​b​e​6​9​c​8​3​-​4​c​e​2​-​4​b​3​6​-​a​b​c​b​-​c​f​f​0​4​d​f​9​9​914
      Es wur­den Schuldige GESUCHT [??],
      wie es bei der Pest mit den Juden gemacht wur­de und bei HIV mit den Homosexuellen".
      Der wah­re Feind sei aller­dings das VIRUS, NICHT DER MENSCH [??].

        1. Wie Sie sehen, habe ich mich zunächst aus­schließ­lich auf die Wortlaut-Formulierung pri­mär eines Tweets von Streeck kon­zen­triert+ noch nicht die jeweils gesam­ten Texte ana­ly­siert, Den hier rele­van­ten wei­te­ren Wortlaut hat­te NIUS nicht ver­än­dert, wie ande­re Auszüge in Spiegel/​Jüdische Allgemeine/​Multipolar usw bele­gen. NIUS bot sich hier ledig­lich auf X als bequem­ster Textauszugszugang an, um erst ein­mal zu testen, ob über­haupt Interesse und Verständnis für die Notwendigkeit sprach­psy­cho­lo­gi­scher seman­tisch-logi­scher Analysen besteht.
          Falls ja, ist natür­lich ein grö­ße­rer und aus­sa­ge­kräf­ti­ger Korpus von Streeck-Aussagen zu kom­pi­lie­ren und einer syste­ma­ti­schen logisch-seman­ti­schen Analyse zu unterziehen.
          Aber schon die Dichte sei­ner sprach­li­chen Beklopptheiten in vor­lie­gen­dem Fall war mir ein deut­li­ches Signal für eine erfor­der­li­che nähe­re Untersuchung sei­ner Verrenkungen, sich als frü­he­rer Mittäter nun auf der „guten“ Seite in Position zu brin­gen – wei­test­ge­hend mit Trivialitäten und Anbiederungen im Interesse sei­nes Buch-Marketings + sei­ner Profilierung als CDU-Kandidat. Von einer ehr­li­chen Aufarbeitung, die er so wer­be­mä­ßig grell für sich rekla­miert, habe ich weit und breit nichts gesehen.
          Ich wür­de es sehr wert­schät­zen, wenn Sie sich mit dem INHALT mei­nes Posts und damit den Streeckschen Aussagen aus­ein­an­der­set­zen würden.
          Vorausdank!

      1. @ Andreas Schmidt: Der wah­re Feind sei aller­dings das VIRUS, NICHT DER MENSCH [??].
        °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
        Ja, über den Satz bin ich auch gestutzt, gestol­pert beim Lesen. Eigenartiger Satz.

        Das Virus ist der "wah­re Feind"? WELCHES Virus denn, wel­ches kon­kret? Es gibt unzäh­li­ge Viren, unzäh­li­ge Varianten, immer neue kom­men aus Laboren (zufäl­lig oder absicht­lich) oder aus Mutationen (zufäl­lig) hin­zu. Wir sind gera­de­zu umzin­gelt von Viren und Bakterien. Immer, Tag und Nacht, in jeder Sekunde. Und dage­gen als Schutz eine kurz­fri­stig wir­ken­de Gen-Therapie oder son­sti­ge Spritze?

        Schon krass, der Satz ent­larvt. "Virus als Feind". Soll aber wahr­schein­lich ein­fach nur die so genann­te "Pandemic Preparedness" auf­recht erhal­ten, die anhal­ten­de Angst, unter­schwel­lig, vor Viren und Bakterien, vor Bedrohungen.

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