Teure Schlappe für Weltmeister in Demokratie und Antiantisemitismus

Ein gutes Urteil. Werden deut­sche Gerichte nach­le­gen und grup­pen­be­zo­ge­ne Diskriminierung von "Impfverweigerern" ahnden?

deutsch​land​funk​.de (16.10.24)

Die kur­ze Meldung räumt der Lufthansa-Rechtfertigung genau so viel Raum ein wie dem Gericht. Ausführlicher berich­tet die "Süddeutsche Zeitung":

»… Was war pas­siert? 128 Passagieren aus New York, von denen die mei­sten eine für ortho­do­xe jüdi­sche Männer typi­sche Kleidung getra­gen hät­ten, sei auf­grund „angeb­li­chen Fehlverhaltens“ eini­ger oder weni­ger Passagiere ver­bo­ten wor­den, ihren Anschlussflug in Deutschland zu besteigen…

Störenfriede sind offenbar nicht identifizierbar

Die Passagiere waren auf dem Weg aus New York zu einer Veranstaltung zu Ehren eines ortho­do­xen Rabbis in Budapest. Auf dem Flug von New York nach Frankfurt sol­len sich laut Lufthansa vie­le der über­wie­gend männ­li­chen jüdisch-ortho­do­xen Passagiere nicht an die Regeln gehal­ten haben. Sie hät­ten die Gänge und Notausgänge blockiert, ihre Corona-Gesichtsmasken nicht getra­gen und ande­re Passagiere gestört. Einzelne von ihnen, also die jewei­li­gen Störenfriede, zu iden­ti­fi­zie­ren, zurecht­zu­wei­sen und vom Weiterflug nach Budapest aus­zu­schlie­ßen, sei nicht mög­lich gewe­sen. Denn es sei­en ein­fach zu vie­le gewe­sen, sie hät­ten häu­fig den Sitzplatz gewech­selt, sodass am Ende nie­mand mehr wuss­te, wer wer war.

Konsequenz: Die Lufthansa-Besatzung ent­schied, alle mit einem soge­nann­ten High Priority Comment (HPC) zu ver­se­hen, eine Art beson­de­ren Vermerk für das Boarding-Personal in Frankfurt. Das soge­nann­te Integrated Operations Control Center (IOCC), eine Art Lufthansa-Spezialeinsatzkommando am Flughafen in Frankfurt, ent­schied dann, dass nur Menschen ohne HPC wei­ter­rei­sen durf­ten. Was alle gemein­sam hat­ten, die nicht wei­ter­rei­sen durf­ten, war also die Tatsache, dass sie aus­sa­hen wie ortho­do­xe Juden. Jemand, der aus­sah wie sie, hat­te sich schlecht benom­men, also wur­de die gesam­te Gruppe bestraft, selbst wenn sie selbst sich an alle Regeln gehal­ten hat­te…«
sued​deut​sche​.de (16.10.24)

Ich erin­ne­re mich an Demonstrationen, die poli­zei­lich auf­ge­löst wur­den, weil ein­zel­ne TeilnehmerInnen kei­ne Maske tru­gen. Gleichzeitig blie­ben man­gels all­ge­mei­ner Maskenpflicht im Freien um sie her­um Menschen, die Gesicht zeig­ten, völ­lig unbe­hel­ligt. Ich habe Weihnachtsmärkte vor Augen, bei denen "Geimpfte" mas­ken- und abstands­los mun­ter fei­er­ten und alle ande­ren den von Gittern und Sicherheitskräften geschütz­ten öffent­li­chen Raum nicht betre­ten durf­ten. Dies sind nur zwei Beispiele dafür, wie in Deutschland will­kür­lich unlieb­sa­me Personengruppen dis­kri­mi­niert wur­den. Ein klei­ner Überblick über poli­zei­li­che "Abstandshölzer" und Demoverbote, weil es zu vie­le Interessierte gab, ist zu lesen in „In Ostdeutschland ist der Rechtsstaat gefor­dert, bei Dutzenden rechts­wid­ri­gen Spaziergängen“. In Berlin, wo die repres­si­ven Maßnahmen erst ganz zuletzt abge­schafft wur­den, galt eine Zeit lang:

»Auf Demonstrationen mit über 20 Teilnehmenden ist das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung ver­pflich­tend. Auch bei gerin­ge­rer Anzahl an Teilnehmenden muss eine Maske getra­gen wer­den, soll­te es zum Beispiel Sprechchöre auf der Demonstration geben…

Da ein Wesen von Demonstrationen ist, dass die Teilnehmendenzahl sich im Verlaufe ver­än­dern kann, sind zusätz­li­che Vorkehrungen wich­tig. Dazu zählt die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes.

Wenn weni­ger als 20 Personen an einer Demonstration teil­neh­men und zudem auf gemein­sa­me Sprechchöre ver­zich­ten, muss kei­ne Mund-Nase-Bedeckung getra­gen wer­den, solan­ge der Mindestabstand ein­ge­hal­ten wird.«

Mehr dazu in Berliner Wahn und Wirklichkeit.


finan​zen​.net (27.5.22)

»… Das Unternehmen hat­te sich in den ver­gan­ge­nen Wochen öffent­lich gegen die Maskenpflicht gewen­det, die in Deutschland auch in Fernzügen und ande­ren öffent­li­chen Verkehrsmitteln gilt. Die euro­päi­sche Luftsicherheitsagentur EASA und die EU-Gesundheitsbehörde ECDC haben ihre Empfehlung zum gene­rell ver­pflich­ten­den Maskentragen vor knapp zwei Wochen aufgehoben.

Zwischenzeitlich steigt die Lufthansa-Aktie im XETRA-Handel um 0,07 Prozent auf 6,86 Euro.«

3 Antworten auf „Teure Schlappe für Weltmeister in Demokratie und Antiantisemitismus“

  1. Einer der per­fi­de­sten Schachzüge für die Durchsetzung der "Maßnahmen" war die Einbeziehung aller Angestellten, mit­tels Bußgeldandrohung. Bsp. Supermarkt: Verkäuferin kon­trol­liert die rich­ti­ge Maske, als OP Masken ver­pflich­tend wur­de (vor­her war es eine Mundnasenbedeckung wel­cher Art auch immer). Da zuvor das Ordnungsamt zuge­gen war um die 100 pro­zen­ti­ge Umsetzung zu über­prü­fen, waren die Angestellten, ins­be­son­de­re die Marktleitung dar­auf aus, die­sen Job in Zukunft selbst zu tun.
    Insgesamt haben so ein gro­ßer Teil der Gesellschaft eigent­lich hoheit­li­che Aufgaben über­tra­gen bekom­men, und ver­mut­lich war ein nicht all­zu klei­ner Teil über die­sen Machtgewinn sogar erfreut. Der Druck konn­te wei­ter­ge­ge­ben werden.

  2. Richtig so! Die fise­ma­ten­ten sind (mir) wohl bekannt. Man soll nicht erken­nen war­um sich einer angeb­lich (!) dane­ben benimmt. Gut dass es ein­mal medi­en­wirk­sam die Lufthansa getrof­fen hat. Vieleicht schreckt es mal eini­ge der klei­ne­ren fise­ma­t­ä­ter ab ihre fise mat­ä­te­rätäs ein­zu­schrän­ken. Aufgefallen. Liest sich näm­lich so.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert