Es sind die Institutionen, stupid!

Sagt das Schrumpfen der Wirtschaft in der BRD im Umkehrschluß etwas über die Demokratie aus?

Die Meldung könn­te von cor­rec­tiv kom­men, steht aber am 14.10.24 auf sued​deut​sche​.de. Nach den übli­chen Erfindungen über die völ­li­ge Überraschtheit der Preisträger erfah­ren wir Wegweisendes:

»… Unter Wissenschaftlern gibt es wenig Zweifel, dass die Arbeit der drei Forscher zu Recht aus­ge­zeich­net wird. „Absolut ver­dient ist das“, sagt Michael Burda, der als Professor an der Berliner Humboldt-Uni lehrt, der Süddeutschen Zeitung. „Ich ken­ne Daron seit vie­len Jahren. Er hat einen kome­ten­haf­ten Aufstieg hingelegt.“«

Mein nai­ves Bild von Kometen war immer von ihrem Verglühen bestimmt. Von Wikipedia ler­ne ich, daß es ver­schie­de­ne Sorten gibt:

»Aperiodische Kometen
Kometen, die – auf Grund ihrer para­bo­li­schen oder hyper­bo­li­schen Bahn – sicher nicht wie­der­keh­ren, oder Einzelbeobachtungen, über die man­gels genau­er Bahnbestimmung – noch – kei­ne Aussage getrof­fen wer­den kann.

Periodische Kometen
Kometen, deren Wiederkehr anhand ihrer Bahnelemente gesi­chert ist, die also auf einer – zumin­dest für einen gewis­sen Zeitraum – sta­bi­len Umlaufbahn die Sonne umkrei­sen.«

Ob Daron zu den nicht wie­der­keh­ren­den gehört oder denen, die für einen gewis­sen Zeitraum krei­sen, wird sich zei­gen. Womit beschäf­tigt er sich?

»Die span­nen­de Frage ist ja: Warum sind euro­päi­sche Staaten und die USA in den ver­gan­ge­nen Jahrhunderten so reich gewor­den – und war­um blie­ben vie­le ande­re Länder in Afrika, Asien oder Südamerika arm? Und war­um ändert sich an die­sen Unterschieden so wenig? Die 20 Prozent der reich­sten Länder sind 30 Mal so reich wie arme Länder, sagt ein Vertreter der Nobelpreisjury. Manche arme Länder holen auf, aber die Lücken blei­ben groß…

An die­ser Stelle kom­men Acemoğlu und Co. ins Spiel, sagt Michael Burda: „Kaum ein Investor will in die­se Länder gehen, weil ihre Institutionen schlecht sind.“

Was heißt das genau? Zu guten Institutionen gehö­ren etwa kla­re, durch ein Rechtssystem abge­si­cher­te Eigentumsrechte.

Wer eine Firma grün­det und so poten­zi­ell Wachstum erzeugt, wagt das sel­te­ner, wenn er fürch­ten muss, dass kor­rup­te Beamten oder ein Diktator sich die Gewinne unter den Nagel rei­ßen. Auch demo­kra­ti­sche Systeme sind ten­den­zi­ell gute Institutionen, weil sie Gerechtigkeit för­dern und vor Willkür schüt­zen. Demokratie ist also gut fürs Wachstum. Autokratien oder aus­beu­te­ri­sche Systeme scha­den dage­gen…«

Wir ler­nen: Für einen Wirtschaftsnobelpreis braucht es wenig mehr als ein äußerst schlich­tes Weltbild.

»In den USA oder Kanada lie­ßen sich vie­le euro­päi­sche Siedler nie­der und eta­blier­ten bald feste Eigentumsrechte und Demokratien. Es ist kein Wunder, dass die­se Länder zu den reich­sten Nationen gehören…

Demokratie ist öko­no­misch gut, Autokraten sind wirt­schaft­lich schlecht – ange­sichts die­ser Botschaft sieht Rudi Bachmann, Professor an der US-Uni Notre Dame, den Preis für Acemoğlu und Co. auch als poli­ti­sches Signal.«

Selbst dem glei­cher­ma­ßen schlich­ten Autor fällt auf, wie­wohl er in den alber­nen Kategorien verharrt:

»Der größ­te Kritikpunkt an den drei Nobelpreisträgern ist, dass ihre Theorie mit dem wirt­schaft­li­chen Aufstieg der Diktatur China zu kol­li­die­ren scheint. „China ist die größ­te Wachstumsgeschichte der ver­gan­ge­nen Jahrzehnte“, sagt der lang­jäh­ri­ge Wirtschaftsweise Peter Bofinger. „Das kön­nen die drei Forscher schlecht erklä­ren.“ Acemoğlu ver­sucht am Montag eine Antwort auf die­se Kritik. Ja, China sei stark gewach­sen, sagt er. Er blei­be aber dabei, dass es sol­che auto­ri­tä­ren Staaten auf Dauer schwie­ri­ger haben wer­den, zu boo­men und inno­va­tiv zu sein. Ob Acemoğlu recht hat, wer­den die näch­sten Dekaden zeigen…«

Wie heißt es doch? Nobel geht die Welt zugrunde.

3 Antworten auf „Es sind die Institutionen, stupid!“

  1. > Sagt das Schrumpfen der Wirtschaft in der BRD im Umkehrschluß etwas über die Demokratie aus?

    In der Frage stecken Behauptungen die weder bewie­sen noch wahr sind. Solche Fragen wer­den im Fernsehen gestellt.

  2. Bestimmt sind Mercedes Benz, VW, Bayer und Co. in Brasilien und Argentinien auf die Barrikaden gegan­gen, als Gewerkschafter und Linke extre­mer Verfolgung aus­ge­setzt waren… Sicher haben Unternehmen vor allem ein Interesse an sta­bi­len Systemen, die vor allem die Eigentumrechte schüt­zen. Was das mit Demokratie zu tun haben soll, ist mir schleierhaft. 

    Von Schuldendiensten und unfai­ren Handelsbedingungen haben die noblen Herren wohl auch noch nichts gehört. So lang­sam wer­de ich wissenschaftsfeindlich.

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