
»Marburg (dpa/lhe) – Der Marburger Forscher Stephan Becker erwartet vom künftigen Hochsicherheitslabor für die Virologie an der Marburger Philipps-Universität einen Schub für die wissenschaftliche Arbeit und den Kampf gegen hochansteckende Krankheiten…
Der Grundstein für das Marburg Centre for Epidemic Preparedness (MCEP) wird an diesem Montag gelegt…«
Nach den Worten Beckers soll das Labor auch der "Ort für Grundlagenforschung an hochpathogenen Viren sein, also solche Viren, die schwerste und tödliche Erkrankungen auslösen". Der Begriff "gain-of-function" erscheint in dem Artikel so wenig wie die Kosten.
Diese dürften inzwischen wesentlich höher liegen als die 42,1 Millionen Euro, die der Wissenschaftsrat 2021 in seiner Empfehlung für das "Marburg Centre for Epidemic Preparedness" nannte. Als Baubeginn wurde damals Ende 2023 in Aussicht gestellt.
"Die Marburger Virologie unter ihrem Leiter Prof. Stephan Becker trägt seit Jahren mit hohem Verantwortungsbewusstsein durch Grundlagenforschung und Transfer zur Bewältigung großer epidemischer Krisen bei", so wird dort die damalige Universitätspräsidentin und Kunsthistorikerin Prof. Dr. Katharina Krause zitiert. Unter ihrer Leitung galt an der Hochschule, daß "die Infektionsstandards ausnahmslos eingehalten werden" [sic], wozu "A‑H-M-L-Schutzregeln" und ein "Wegemanagement bei Veranstaltungen" zählten (uni-marburg.de). Die Vorschriften für den Unichor Marburg sahen neben der Maskenpflicht vor: "Das Weiterreichen jeglicher Gegenstände, wie Noten oder Bleistifte, ist verboten". Für Proben im Freien wurde verordnet: "Zuhörende am Probengelände werden abgewiesen, um Gruppenbildung zu vermeiden" (uni-marburg.de, 8.6.21). Die 2G-plus-Restriktionen wurden im November 2021 eingeführt, als Krause nicht mehr das Amt innehatte. Siehe auch "Hausrecht": Trotz Niederlage vor Gericht hält Uni Marburg an Maskenpflicht fest.
In dem Papier des Wissenschaftsrats heißt es verklausuliert: "Im Jahr 1967 führte der Ausbruch eines von Affen übertragenen und für den Menschen tödlichen Virus (Marburg-Virus) dazu, die Erforschung von hochpathogenen Viren an der UMR fest zu etablieren und in den folgenden Jahrzehnten konsequent auszubauen." Ähnlich schwurbelig formuliert die "Gießener Allgemeine" am 26.4.21:
»Marburg: Erforschung hochpathogener Viren hat lange Tradition
Die Virenforschung hat in Marburg Tradition, die Stadt ist sogar Namenspate für einen tödlichen Erreger. So war 1967 ein unbekanntes Fieber in der Stadt ausgebrochen, das im gleichen Sommer auch in Frankfurt und in Belgrad auftrat. Labor-Affen hatten das „Marburg-Virus“ übertragen, wie man später herausfand. Die Suche nach dem Erreger, der mit dem Ebola-Virus verwandt ist, führte dazu, dass die Erforschung von hochpathogenen Viren an der UMR fest etabliert und in den folgenden Jahrzehnten weiter ausgebaut wurde.«
Etwas mehr Informationen, wenn auch nicht die wesentlichen, sind einem "Spiegel"-Artikel aus der damaligen Zeit zu entnehmen. Am 3.9.67 hieß es dort:
»… Vier Menschen, zwei Tierpfleger und zwei Laborangestellte, waren bis Ende letzter Woche an der rätselhaften Krankheit gestorben. 24 Erkrankte lagen in den Universitätskliniken von Frankfurt und Marburg auf der Isolierstation…
Mit eher harmlosen Symptomen hatten sich Mitte letzten Monats etwa ein Dutzend Angestellte der Behringwerke und des Paul-Ehrlich-Instituts in ärztliche Obhut begeben müssen: Sie klagten über Kopfschmerzen, trockenen Mund und brennende Augen.
Doch alsbald wurden die Kranken von schwerem Fieber befallen, verbunden mit masernartigem und scharlachähnlichem Hautausschlag und quälendem Durchfall. Bei einigen der Patienten entdeckten die Ärzte zudem Anzeichen eines Leberschadens – die Haut der Kranken verfärbte sich gelblich…«
Zuvor war zu lesen, daß im Juli "hundert Mini-Affen von der Spezies Grüne Meerkatzen" "zu den Marburger Behringwerken und zum Paul-Ehrlich-Institut in Frankfurt" geliefert wurden. ( Zur üblen Geschichte des Unternehmens siehe ausführlich Mehr als 100 Jahre Pharma-Tradition. 2020 hatte übrigens Biontech " am Standort Behringwerke" in Marburg ein mRNA-Werk errichtet , s. pharmaserv.de). Die Affen wurden "inzwischen zusammen mit weiteren 600 aus früheren Lieferungen stammenden Affen (Stückpreis: mehr als 100 Mark), mittels Blausäure vergast". Ein wissenschaftlicher Rückblick "Forty Years of Marburg Virus" spricht von 14 Toten in diesem Zusammenhang und schildert das Elend der beteiligten Tiere. Die US-Behörde CDC sagt: "There were 31 cases and 7 deaths (23 percent fatality rate)"
Vertraut wirkt dieser Rückblick vom 22.2.17 auf faz.net unter der Überschrift "Von Russland lernen, heißt lügen lernen" (für die fehlerhafte Kodierung bin ich nicht verantwortlich):

»Die ostdeutsche Tageszeitung „Neues Deutschland“ lieferte die Erklärung für die mysteriösen Todesfälle schneller. In den Behringwerken werde an chemischen Kampfstoffen geforscht. Nicht eine Krankheit der Affen sei schuld, „sondern die an ihnen ausgeführten Geheimversuche mit tödlich wirkenden Toxinen…"«
Ob es damals nur Propaganda war, müssen wir hier nicht klären. Fest steht, daß der Vorfall genutzt wurde dafür, "dass die Erforschung von hochpathogenen Viren an der UMR fest etabliert" wurde. Von einem "hohen Verantwortungsbewusstsein", das der Universität heute zugebilligt wird, kann 1967 angesichts dieses Laborunfalls nicht die Rede sein.
Damit hat Prof. Becker natürlich nichts zu tun, er war zu diesem Zeitpunkt gerade noch in der Volksschule. Seine persönliche Verantwortungslosigkeit wird in diesem Beitrag auf corodok vom 25.11.20 sichtbar:
ZDF: Impfung ist Menschenversuch
Prof. Stephan Becker, Virologe an der Universität in Marburg, erklärt im ZDF heute journal vom 20.11., daß Wissenschaftler von den neuen Impfstoffen überhaupt nichts wissen. Aber man beobachtet "das Nebenwirkungsprofil". Der Moderator fragt: "Aber erst während das Ganze läuft quasi. Also wir verabreichen die Impfung und gucken dann, während sie läuft, ob es noch weitere Nebenwirkung geben könnte." Becker: "Ganz genau. Das ist der Sinn von so einer Notfallzulassung, und die soll ja dann auch in eine ganz normale Zulassung münden, sobald man eben die genügenden Sicherheitsdaten dann hat".
Update: Das Original-Video (youtube.com) gibt es nicht mehr… Hier schon: web.archive.org.
Seine Darstellung, mehr als 40.000 Menschen seien geimpft worden, widerspricht der Information der Hersteller:
»Ingesamt 43.000 Teilnehmer waren daran beteiligt: Die eine Hälfte der Probanden bekam den RNA-Wirkstoff, die andere ein Placebo.«
Siehe auch Impfstoff reift beim Kunden.
2020 beteiligte sich Becker an dem glücklosen Versuch von Prof. Dr. Marylyn Addo (s. "Proaktiv Impfstoffe entwickeln". Explosives von Prof. Addo), einen Corona-Impfstoff zu entwickeln. In einer Pressemitteilung vom 1.10.20 heißt es:
»„Wir freuen uns über die Genehmigung des Paul-Ehrlich-Institutes. In den vergangenen Monaten wurde der Impfstoff mit unseren DZIF-Kooperationspartnern Prof. Dr. Gerd Sutter von der LMU und Prof. Dr. Stephan Becker von der Philipps-Universität Marburg entwickelt, den wir jetzt auf seine Wirksamkeit und Sicherheit überprüfen“, sagt Prof. Dr. Marylyn Addo, Leiterin der Infektiologie des UKE, die als verantwortliche Prüfärztin die klinische Studie leitet.«
Becker war mit seinem Kollegen Drosten schon bei der Schweinegrippe dabei. 2009 erinnert sich Drosten in einem Interview mit der Zeitschrift "Nature":
»Wann haben Sie zum ersten Mal von der Bedrohung durch die Schweinegrippe erfahren?
Ich saß am Freitag, den 24. April, gegen 11 Uhr an meinem Schreibtisch, als das Telefon klingelte. Es war Stephan Becker, Leiter der Virologie an der Universität Marburg in Deutschland. Er hatte von Kollegen in Amerika von der Schweinegrippe gehört. Wir hatten beide irgendwie den ersten Bericht auf ProMed-Mail [die globale Webseite für schnelle Warnmeldungen bei Ausbrüchen von Infektionskrankheiten] übersehen – es gibt so viele kleine Berichte auf dieser Seite, dass es paradoxerweise leicht ist, wichtige Themen zu übersehen. Die Krankheit wurde bereits schnell von Mensch zu Mensch übertragen, sodass wir wussten, dass es sich um etwas Großes handelte. Ich dachte: „Oh nein, nicht jetzt“…
Wie sind Sie an Ihre Materialien gekommen?
Das Institut für Virologie in Marburg, das seit Jahrzehnten mit Grippeviren verschiedener Arten arbeitet, hatte zahlreiche Schweinegrippeviren in seinem Gefrierschrank gelagert, die alle sequenziert worden waren. Es ging nur darum, die Sequenzen zu vergleichen. Sie fanden eine, bei der die H‑Untereinheit (Hämagluttinin) praktisch identisch mit der H- Innerhalb eines Tages hatten die Marburger Wissenschaftler ihre Proben aufgetaut und die RNA extrahiert, die wir für unseren Test benötigten…
Am Samstag ermittelte Marcus Panning von der Universität Freiburg, welche Primer benötigt wurden (während ich auf einer Hochzeit war!). Olfert Landt von der Berliner Firma TIB Molbiol stellte die Primer am Sonntag physisch her. Dieser Teil war entscheidend – es ist nicht so einfach, Primer kurzfristig physisch herstellen zu lassen, insbesondere nicht über ein Wochenende. Ich hatte das Glück, mit Olfert einen so guten Kontakt zu haben, was wiederum unserer gemeinsamen Arbeit in den SARS-Tagen zu verdanken ist…
Tatsächlich wurde einer der ersten Verdachtsfälle in Deutschland bereits am nächsten Tag in ein Hamburger Krankenhaus eingeliefert. Beide Hamburger Labore konnten unseren Test sofort parallel anwenden. Sie ließen den Test vom nationalen Referenzzentrum für Influenza, dem Robert-Koch-Institut in Berlin, bestätigen…«
ncbi.nlm.nih.gov (30.4.09)
(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)
https://www.lmu.de/de/newsroom/newsuebersicht/news/professor-gerd-sutter-verstorben.html
Woran genau?
Virenerkrankungen haben mit Genetik zu tun. So sind beim Kopieren der DNA oder RNA von Virenmolekülen eine ganze Reihe an Enzymen beteiligt die zwar bei allen Spezies (Affe, Mensch…) die gleichen Namen haben (Transkriptase, Polymerase…) jedoch von Spezie zu Spezie völlig anders aufgebaut sind.
Genau diese Unterschiede im Aufbau der Enzyme (Proteine) verhindern daß ein menschlicher Organismus die DNA anderer Spezies kopiert. Und aus diesem einfachen Grund sind Virenerkrankungen artenspezififisch.