Minuswachstum. Hoffentlich nicht exponentiell. Nicht kleinhäckseln!

Auch in der Wirtschaft erwei­sen sich die Modellierungen als eben­sol­cher Mumpitz wie bei Corona.

»Berlin. Robert Habeck weiß, was auf dem Spiel steht. Der Bundeswirtschaftsminister warn­te am Mittwoch ein­dring­lich, dass die „Wachstumsinitiative“ der Regierung nicht schei­tern dürfe.

„Die Initiative ist der letz­te Anlauf, um noch mal wirk­lich vor­an­zu­kom­men“, sag­te Habeck. Damit kön­ne das Land „rich­tig aus dem Quark kom­men“. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Maßnahmen auch umge­setzt wür­den. „Sie dür­fen nicht klein­ge­häck­selt oder zer­re­det wer­den“, mahn­te der Grünen-Politiker.

Es gibt aller­hand Anlass für die­se Warnung. Habeck stell­te am Mittwoch die neue Konjunkturprognose der Bundesregierung vor. Die ver­heißt nichts Gutes.

Im lau­fen­den Jahr wer­de die deut­sche Wirtschaft um 0,2 Prozent schrump­fen. Es wäre das zwei­te Rezessionsjahr in Folge – das hat es zuletzt vor 20 Jahren gegeben.

Im Frühjahr war die Regierung noch von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Höhe von 0,3 Prozent aus­ge­gan­gen.«
han​dels​blatt​.com (9.10.24)

Was bei Corona die Kaffeesatzleser um Dirk Brockmann und Viola Priesemann waren, sind bei der Wirtschaft unter ande­rem die Auguren vom ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.

Sie besche­ren uns vier­tel­jähr­lich Kurven und Diagramme, die regel­mä­ßig revi­diert wer­den müs­sen. Das sieht dann, ver­meint­lich wis­sen­schaft­lich, so aus:

An den über­lap­pen­den Zeiträumen ist zu sehen, wie schief die Vorhersagen lagen. Es geht um die "Veränderung ggü. dem Vorquartal in %, preis‑, sai­son- und kalen­der­be­rei­nigt". In grau dar­ge­stellt ist das "Ausmaß der Unsicherheit: 90%-Intervall basie­rend auf Prognoseverteilung". Die Legende der Klötzchen liest sich so:

Erklärt wird, was gar nicht gezeigt wird, sich aber hoch­kom­plex und wis­sen­schaft­lich anhört:

Das Glaskugelwerk ist ein­ge­bet­tet in die

Beteiligt sind

  • »ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. in Kooperation mit: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)
  • RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Essen, in Kooperation mit: Institut für Höhere Studien Wien
  • Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und
  • Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel).«

Ich habe mich mit ihm nicht beschäf­tigt, aber vom Namen her ist mein Favorit das Institut für Höhere Studien Wien.

In einem umfang­rei­chen Text über "Methodische Vorgehensweise" ist zu erfahren:

»... Einen Forschungsschwerpunkt bil­den Verfahren zur Informationsverdichtung und ‑selek­ti­on. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob die Mikrodaten der Unternehmensbefragungen zur Prognose makro­öko­no­mi­scher Zeitreihen geeig­net sind. Dabei wer­den unter ande­rem unter­schied­li­che Aggregationen der Mikrodaten (nach Teilnehmern, Branchen oder Regionen) auf ihren Einfluss auf die Prognosegüte über­prüft. Ein Beispiel sind Boosting-Techniken, mit denen Kerninformationen (z.B. Unternehmen mit hoher Prognosekraft) ermit­telt wer­den kön­nen. Daneben wer­den Verfahren wie die bayesia­ni­sche Modellmittelung oder Modelle mit gemisch­ten Frequenzen, die sich bereits in stän­di­ger Anwendung befin­den, auf ihre Eignung unter­sucht und wei­ter­ent­wickelt. Einen wei­te­ren Forschungsschwerpunkt bil­den Analysen neu­er und alter­na­ti­ver Datenquellen zur Prognose gesamt­wirt­schaft­li­cher Indikatoren im Rahmen der ifo-wei­ten Big-Data-Strategie. Hier ste­hen vor allem hoch­fre­quen­te Indikatoren wie der Stromverbrauch, die Lkw-Maut-Fahrleistung, Mobilitätsindikatoren, Reservierungsdaten in Gaststätten, Transaktionsdaten von Finanzdienstleistern oder Textanalysen von Zeitungsartikeln im Mittelpunkt der Untersuchungen…

Großen Wert wird auf eine wis­sen­schaft­lich fun­dier­te theo­re­ti­sche, insti­tu­tio­nel­le und empi­ri­sche Analyse gelegt. Damit kön­nen früh­zei­tig kon­junk­tu­rel­le und struk­tu­rel­le Entwicklungstendenzen erkannt und die Effekte von Politikmaßnahmen oder von Änderungen der insti­tu­tio­nel­len Rahmenbedingungen abge­schätzt werden…

Die Vielfalt der Prognosemodelle und Analyseverfahren wird in einem ite­ra­tiv-ana­ly­ti­schen Verfahren mit dem vor­han­de­nen Expertenwissen zusam­men­ge­führt und zu einer inhalt­lich und rech­ne­risch kon­si­sten­ten Prognose ver­dich­tet, im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen…«

Jahrhundertelang hat der Klerus sein Wissen auf Latein abge­faßt, um es vor dem nie­de­ren Volk geheim zu hal­ten. Ähnlich wird hier vor­ge­gan­gen, mit dem Unterschied, daß in den Bibliotheken des Vatikans und Klöstern tat­säch­lich Wissen gesam­melt und ver­steckt wurde.

Für die Erkenntnis, daß die Wirtschaft den Bach abgeht, reicht ein wacher Blick. Eine Interpretation könn­te sein, daß der (west­li­che) Kapitalismus all­mäh­lich tat­säch­lich an die Grenzen sei­nes Akkumulationsregimes gelangt. Realprofit wird in wei­ten Teilen über künst­lich erzeug­te staat­li­che Nachrage wie bei den "Impfstoffen" und der Rüstungsproduktion rea­li­siert. Eine ande­re Sicht wird auf die spe­zi­el­le deut­sche Großmannsucht abstel­len ("Führungsrolle", "Klimaschutzweltmeister"), die kaum eine Grundlage hat. Sie führt u.a. zum ide­lo­gisch und macht­po­li­tisch ver­blen­de­ten Abschneiden von Energielieferungen aus Rußland, alber­nen Machtdemonstrationen vor China, ver­bun­den mit der Anbahnung eines veri­ta­blen Handelskrieges, der ver­bal aus Rücksicht auf die Autoindustrie noch zurück­hal­tend kom­men­tiert wird.

Statistiken mögen dabei einen all­ge­mei­nen Trend zei­gen. Sie ver­schlei­ern, wer von der Krise betrof­fen ist. Neben den Arbeitenden und den um ihren Arbeitsplatz Gebrachten, vie­len sie­chen­den klei­nen und mit­tel­stän­di­schen Unternehmen gibt es näm­lich auf der ande­ren Seite die:

  • Platz 10: Hasso Plattner und Familie – SAP. "Sein Vermögen schätzt Forbes der­zeit auf 11,8 Milliarden Dollar". (Bekanntlich hat sich dort Lothar Wieler verdingt.)
  • Platz 9: Theo Albrecht Junior und Familie – Aldi Nord. "Theo Albrecht juni­or besitzt laut Forbes der­zeit ein Vermögen von 13,5 Milliarden Dollar."
  • Platz 8 und 7: Familie Albrecht und Heister – Aldi Süd. "Karl Albrecht Junior und Beate Heister besit­zen aktu­ell jeweils rund 15,3 Milliarden Dollar."
  • Platz 6: Andreas von Bechtolsheim und Familie – Deutscher Unternehmer. "Mit einem geschätz­ten Vermögen von 16 Milliarden Dollar lan­det er im aktu­el­len Ranking auf Platz sie­ben der reich­sten Menschen Deutschlands."
  • Platz 5: Susanne Klatten – Großaktionärin. "Forbes schätzt das Vermögen von Susanne Klatten aktu­ell auf 27,4 Milliarden Dollar." (Klatten gehört zum Clan der Quandts, die u.a. Christian Drostens Professur an der Charité ermög­lich­te, s. hier.
  • Platz 4: Stefan Quandt – Großaktionär. "Bruder von Susanne Klatten, gegen­wär­tig mit einem geschätz­ten Vermögen von 28,4 Milliarden Dollar."
  • Platz 3: Reinhold Würth und Familie – Würth-Gruppe. "Der Milliardär zog sich 1999 aus der Unternehmensführung zurück, besitzt laut Forbes aktu­ell Vermögenswerte von 38 Milliarden Dollar."
  • Platz 2: Dieter Schwarz – Schwarz-Gruppe. "Besitzt laut Forbes aktu­ell Vermögenswerte von 38 Milliarden Dollar."
  • Platz 1: Klaus-Michael Kühne – Kühne+Nagel. "Klaus-Michael Kühne ran­giert mit einem aktu­el­len Vermögen von 39,6 Milliarden Dollar auf dem ersten Rang im Ranking 2024."

Nach die­sen Angaben belegt Deuschland nach den USA, China und Indien welt­weit den vier­ten Rang "mit etwa 126 Milliardären".


Geh' n sie mit der Konjunktur

In bes­se­ren Zeiten fei­er­te man unge­hemm­tes Wachstum (Hazy Osterwald-Sextett – Konjunktur-Cha-Cha – gan­zer Clip! 1961, you​tube​.com)

9 Antworten auf „Minuswachstum. Hoffentlich nicht exponentiell. Nicht kleinhäckseln!“

  1. Der Begriff Wirtschaft ist unter kapi­ta­li­sti­schen Bedingungen irre­füh­rend, denn Industrie und Banken sind kom­plett in Privatbesitz. Und um Bilanzierungen zu ver­schlei­ern, wer­den stän­dig Kapitalanteile zwi­schen Unternehmen hin und her gescho­ben was sich auf das Rating, die Bewertung eines Unternehmens aus­wirkt, des Weiteren auf die Höhe zu zah­len­der Dividenten und Aktienkurse.
    Darüber hin­aus ver­brei­ten Unternehmer selbst fal­sche Gerüchte über die Situation in ihren oder ihnen ver­trau­ten Unternehmen, z.B. daß Insolvenzen oder Pleiten dro­hen, in Wirklichkeit jedoch nur Stammkapital in ein ande­res Unternehmen übergeht.

  2. https://i0.wp.com/substackcdn.com/image/fetch/w_1456,c_limit,f_webp,q_auto:good,fl_progressive:steep/https%3A%2F%2Fsubstack-post-media.s3.amazonaws.com%2Fpublic%2Fimages%2F3f8ee066-64d2-4da6-937e-fc383168dcc8_1190x1683.jpeg?w=800&ssl=1

    "Wir kön­nen Auto."
    Nee, eben nicht. Wenn sich Werkstätten oder KfZ-Betriebe auf die Seiten der Pharmalobbyisten schla­gen, wirds nix mit dem Konjunkturaufschwung.
    -

    Masken und Autos pas­sen nicht zusam­men. Und die Dame unter Stoff auf dem Foto will doch sicher ihr hüb­sches Gesicht zei­gen, das hüb­sche Gesicht nützt ihr näm­lich auch nix unter Plastik. Es nützt ihr gar nichts, hübsch zu sein, wenn sie gleich­zei­tig alles mit­macht, was die Regierung ihr vorschreibt.

  3. bedeu­tet "wirt­schafts­krieg" kapitalakkumulation?
    ein "mono­pol­ka­pi­tal" ent­steht, um ein ande­res kapi­tal zu "rui­nie­ren"?
    z. B.: air­bus gegen boe­ing: "Gemeinsam mit dem euro­päi­schen Wettbewerber Airbus bil­det der Konzern das Duopol für Großraumflugzeuge. "
    um gegen ein chi­ne­si­sches groß­raum­flug­zeu­ge­ka­pi­tal bestehen zu kön­nen, müss­te viel­leicht das Duopol fusio­nie­ren oder air­bus ver­schwin­den, damit boe­ing wei­ter­hin ein duo­pol bleibt.
    die west­li­che kapi­tal­ak­ku­mu­la­ti­on bedeu­tet: mono­po­li­sie­rung, gegen den rest der welt.
    die akku­mu­la­ti­on ist immer offen bis zur bil­dung eines monopols.
    aus deutsch­land wird kapi­tal abge­zo­gen, weil das ame­ri­ka­ni­sche kapi­tal monopolisiert.
    die markt­an­tei­le der deut­schen auto­in­du­strie wer­den weg­ak­ku­mu­liert, zu gun­sten der ame­ri­ka­ni­schen, gegen den rest der welt.
    und die weg­ak­ku­mu­la­ti­on geschieht über die börsen.
    die gro­ßen akti­en­fonds besit­zen das west­li­che kapi­tal, aber nicht das chi­ne­si­sche, neh­me ich an.

    1. Der Witz ist der lie­ber @holger,

      daß Deutsche Unternehmer Gesellschafter chi­ne­si­scher Unternehmen sind und umge­kehrt. Wobei Made in China noch lan­ge nicht heißt daß das Teil in China pro­du­ziert wur­de. Und wel­che Autos in deut­schen Autohäusern aus­ge­stellt wer­den, bestim­men nicht irgend­wel­che chi­ne­si­schen Staatsmänner son­dern die Besitzer der deut­schen Autohäuser.

      MFG

      1. ich woll­te vom wett­be­werb China/​usa reden.
        irgend­wann wer­den in deut­schen auto­häu­sern mehr ame­ri­ka­ni­sche import­wa­gen ste­hen, weil die kon­kur­renz aus­ge­schal­tet wor­den sein wird.
        das will ich gar nicht bekla­gen, ich woll­te nur sagen, wie ich mir das vor­stel­le, war­um pas­siert, was passiert.
        ich woll­te über die aus­sa­ge nach­den­ken, ob "der (west­li­che) Kapitalismus all­mäh­lich tat­säch­lich an die Grenzen sei­nes Akkumulationsregimes gelangt".
        die akku­mu­la­ti­on ist fer­tig, wenn das letz­te mono­pol eigen­tü­mer der gan­zen welt ist, was ja wahr­schein­li­cher­wei­se nie­mals pas­sie­ren wird.
        mir scheint, die akku­mu­la­ti­on des einen ist die ver­ar­mung des anderen.

        1. das "eigen­tum" ist die form der herr­schaft des men­schen über den men­schen und des­halb macht eigen­tum auch frei von herr­schaft über sich.
          https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​0​h​d​t​d​O​1​K​8cY
          Vlad der pfäh­ler 1979
          rumä­ni­scher Monumentalfilm
          dra­cu­la ist ein fürst, der gegen ande­re mäch­te kämpft, köni­ge, die tür­ken, die räu­ber, die ungarn, die händ­ler = das kapital, …
          das land wird in schutt und asche gelegt.
          usw.

  4. Das Stauchungsprogramm des Kolonialherrn für die­se Region wird doch her­vor­ra­gend durch­ge­zo­gen. Der soge­nann­ter Minister und sei­ne "Mitarbeiter" in den Verantwortungspositionen lie­gen doch voll im Plan. Warum also erstaunt sein, über das, was sicht­bar ist. Es ist das seit seit meh­re­ren Jahren nun­mehr for­ciert exe­ku­tier­te Programm. Da ändern eini­ge Prozentschieber mit ihren Nachkommastellen nichts dar­an. Und auch die ver­zwei­fel­ten "Hilfeschreie" der nach Subventionen gei­fern­den Unternehmen und Unternehmensverbände ändern nichts daran. 

    Echtes, rea­les Wachstum ist bei einem Schrumpfungsmodell schlicht nicht denk­bar. Für die nicht zu den soge­nann­ten "Eliten" gehö­ren­den Massen wird deren finan­zi­el­le Substanz geplün­dert, die Einkommen bis auf ein Minimum redu­ziert. Die radi­ka­le Senkung des Lebensstandards der Bevölkerungen und die mas­si­ve Entfernung eines Marktes mit Konkurrenz zugun­sten von Oligopolen und Monopolen sind das Programm. Dies wird schlicht nicht in der Kolonie ent­schie­den, auch wenn es auf die hie­si­ge Region bezo­gen ist. 

    Ob die zehn reich­sten "Deutschen" denn nun in Deutschland leben, die deut­sche und/​oder eine ande­re Staatsbürgerschaft besit­zen, ist irrele­vant. Es han­delt sich bei die­sen Personen um die zwei­te und drit­te Garnitur der soge­nann­ten welt­wei­ten "Eliten".

    Es mag sein, dass der Minister dies nicht ver­steht, die plat­zier­ten "Mitarbeiter" ver­ste­hen das aus­ge­führ­te Programm hin­ge­gen sehr gut. Ihren Bonus haben die­se "Mitarbeiter" sich verdient.

  5. Modellierungen sind per se kein Mumpitz. Mumpitz wird dar­aus, wenn sie unge­prüft (!) mit der Realität gleich­ge­setzt wer­den, so wie es bei­spiels­wei­se eine Gruppe von dum­men, besof­fe­nen oder kor­rup­ten Richtern (nicht nur) in Karlsruhe gemacht hat.

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