Bundesrechnungshof: Seit Oktober 2020 sinkt die Zahl der Intensivbetten stetig

Und das, obwohl "dafür mehr als 680 Millionen Euro aus Mitteln der gesetz­li­chen Krankenversicherung" an die Länder gezahlt und die Krankenhausunternehmen wei­ter­ge­lei­tet wur­den. Das mel­det am 18.9.24 t‑online.de. Dem Portal liegt ein ent­spre­chen­der Bericht des Rechnungshofs vor, der am Mittwoch an den Haushaltsausschuss des Bundestags ging. Selbstverständlich sind das Dokument und der Beitrag ein­ge­ord­net in die Sorge um die "näch­ste Pandemie":

»… Demnach kann das zustän­di­ge Bundesgesundheits­ministerium unter Karl Lauterbach (SPD) "die Zahl der phy­sisch vor­han­de­nen Intensivbetten nicht bezif­fern, obwohl dies nach eige­ner Aussage essen­zi­ell für die Vorbereitung auf wei­te­re Pandemien ist", bemän­gelt der Rechnungshof…

Hintergrund für den Prüfbericht ist die Nachbetrachtung der Corona-Pandemie. Damals, im Jahr 2020, erhiel­ten Deutschlands Krankenhäuser pau­schal 50.000 Euro für jedes zusätz­li­che Intensivbett…

Mit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 wur­de schnell klar, dass Deutschland ob der Pandemie mög­li­cher­wei­se mehr als die bis dahin vor­han­den rund 25.000 Intensivbetten brau­chen wird, um alle Corona-Patienten adäquat zu behan­deln. Kurzfristig gab es des­halb für einen begrenz­ten Zeitraum von März bis September 2020 für die Kliniken den Rechtsanspruch auf pau­schal 50.000 Euro pro Bett, um zusätz­li­che Kapazitäten zu schaffen.

Laut Rechnungshof hät­ten die in die­sem Zuge ver­teil­ten rund 681,2 Millionen Euro "rech­ne­risch zu einem Kapazitätszuwachs von etwa 13.700 Intensivbetten füh­ren müs­sen". Der sei "aus den Statistiken und Daten­sammlungen indes nicht abzu­le­sen". Ab Oktober 2020 sin­ke die Zahl der Betten ste­tig, weil es an dem dafür nöti­gen Pflegepersonal mang­le…«


2021 stand eine bewähr­te "Faktencheckerin" des noch bewähr­te­ren Portals cor​rec​tiv​.org dem Bundesministerium bei:

Sie hat­te das Ministerium und das RKI befragt und zusa­men­ge­faßt: Alles Unsinn:

Damals hat­te der Bundesrechnungshof festgestellt:

»Verschiedene Maßnahmen des Bundes zur Bewältigung der Corona-Pandemie waren unwirt­schaft­lich.
Bei der Abgabe von Schutzmasken an beson­ders vul­nerable Personengruppen, bei den Ausgleichszahlungen an Krankenhäuser sowie bei der Förderung zum Aufbau zusätz­li­cher Intensivbetten stell­te der Bundesrechnungshof Mängel fest. Selbst unter Berücksichtigung des Zeit- und Handlungsdrucks in der Krise waren die­se Mängel gravierend.

So erhiel­ten Apotheken bei der Abgabe von Gratis-Masken an vul­nerable Personen unver­hält­nis­mä­ßig hohe Erstattungen aus Bundesmitteln. Das System der Ausgleichszahlungen an Kliniken für frei­ge­hal­te­ne Intensivbetten ermög­lich­te Mitnahmen und setz­te Fehlanreize bei der Meldung frei­er Kapazitäten. Folge war eine Überkompensation bei Krankenhäusern. Ob die Förderung zusätz­li­cher Intensivbetten aus Mitteln der gesetz­li­chen Krankenversicherung zu einem Erfolg führ­te, ist fraglich.

Über sei­ne Feststellungen hat­te der Bundesrechnungshof dem Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages am 9. Juni 2021 berich­tet.«
web​.archi​ve​.org (29.6.21)


Lauterbach: "Halb richtig und halb falsch"

dpa mel­det am 20.9.24:

"Berlin (dpa) – Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat Fehler bei der Vorbereitung auf künf­ti­ge Pandemien ein­ge­räumt. Die Mahnung des Bundesrechnungshofs, der eine sin­ken­de Zahl vor­han­de­ner Intensivbetten kri­ti­sier­te, sei «halb rich­tig und halb falsch», sag­te der SPD-Politiker im Deutschlandfunk…

Nicht rich­tig an der Kritik des Rechnungshofs sei, dass man das Problem in die­sem Bereich sehr wohl klar ana­ly­siert habe und der­zeit in den Aufbau von Pflegekräften inve­stie­re. «Das heißt, wir haben Gesetze gemacht, die es wahr­schein­li­cher machen, dass wir dem­nächst mehr Pflegekräfte in der Intensivmedizin haben.»

Man arbei­te auch in ande­rer Hinsicht dar­an, dass etwa Impfstoffe durch Bereitschaftsverträge schnel­ler pro­du­ziert wür­den…"

(Hervorhebungen in blau und gelb nicht in den Originalen.)

7 Antworten auf „Bundesrechnungshof: Seit Oktober 2020 sinkt die Zahl der Intensivbetten stetig“

  1. AA, Sie wol­len doch was ler­nen. Lenin haben Sie ja schon gele­sen was die Verschmelzung von Staatskapital mit Privatkapital betrifft. Jetzt kommt die Praxis, es geht um das Verstehen die­ser Meldung:

    > Zahl der Intensiv-Betten sinkt obwohl dafür mehr als 680 Millionen Euro aus Mitteln der gesetz­li­chen Krankenversicherung an die Länder gezahlt .…

    In Fakt heißt das, daß die Länder Anteile an die­sen Unternehmen (Kliniken) haben und dadurch an deren Gewinnen betei­ligt sind. Wobei eine Verknappung an Intensivbetten dazu führt daß die Preise stei­gen. Also auch die Profite.

    Mit Versorgung hat das alles frei­lich nichts zu tun.

    MfG

    1. @Erfordia…: Haarscharf an der Wahrheit vor­bei? Erstens sind es vor allem die gro­ßen Konzerne, die Profite mit der Gesundheit machen. Zweitens tun das die Krankenhäuser der Länder nicht. Sie haben zum Teil Bereiche out­ges­ourct wie die Charité das gewinn­ori­en­tier­te Unternehmen Labor Berlin und ver­hal­ten sich bei Bezahlung und Arbeitsbedingungen ähn­lich wie die Privaten. Gewinne machen sie nach allem, was mir bekannt ist, sat­zungs­ge­mäß nicht.

      1. Achja die Satzung. Na wenn da drin­steht daß die Firma gemein­nüt­zig ist dann dür­fen Sie das ger­ne glau­ben. Nur erzäh­len Sie dann nie­man­den daß Sie Lenin gele­sen und ver­stan­den haben. Schönen Sonntag.

        PS: Falls Sie mal Werbung auf einer Webseite schal­ten wird Ihnen sofort eine Gewinnerzielungsabsicht unter­stellt. Auch dann wenn Sie in Ihrem Impressum was Anderes behaupten!

        1. Als Ergänzung und ein­fa­ches Beispiel: Menschliche Arbeit (Pfleger, Personal) schafft Mehrwert. In Kliniken ist das z.B. der Dienst am Patienten, eine Behandlung oder eine OP. Und die­ser Mehrwert wird in dem Moment zu Kapital ver­wan­delt wenn die Kasse z.B. eine OP oder eine Behandlung bezahlt.

          Profit nun, ent­steht wenn der Arbeitslohn gerin­ger ist als der infol­ge der Arbeit ent­stan­de­ne Mehrwert. Diese Differenz mehrt das Kapital der­je­ni­gen die im Besitz der Produktionsmittel sind, also im Besitz einer Arztpraxis oder einer Klinik.

          Grüße aus Thüringen, schö­nen Sonntag weiterhin!

          1. @Erfordia…: Mal ange­nom­men, das stimmt. An wen gehen dann die Profite der kom­mu­na­len und Landeskliniken? Kann sein, mein Horizont ist begrenzt, aber mir sind da eher rote Zahlen als Gewinne bekannt. Was auch dar­an lie­gen könn­te, daß sich staat­li­che Einrichtungen nicht ganz so ein­fach der Tarifflucht ent­zie­hen kön­nen wie Privatunternehmen, wenn sie es auch immer wie­der versuchen.

  2. @AA

    1.
    "Erstens sind es vor allem die gro­ßen Konzerne, die Profite mit der Gesundheit machen. Zweitens tun das die Krankenhäuser der Länder nicht"

    Warum aber gibt es dann das?
    2.
    "und ver­hal­ten sich bei Bezahlung und Arbeitsbedingungen ähn­lich wie die Privaten."

    Richtig myste­ri­ös wird es damit:
    3.
    "Gewinne machen sie nach allem, was mir bekannt ist, sat­zungs­ge­mäß nicht."

    Nach lan­gem Grübeln sah ich dann, daß ich einen für das Verständnis wich­ti­gen Satz oben nicht mit­zi­tiert hatte:
    4.
    "Sie [die Krankenhäuser der Länder; kh] haben zum Teil Bereiche out­ges­ourct wie die Charité das gewinn­ori­en­tier­te Unternehmen Labor Berlin"

    Jetzt paßt plötz­lich alles: genü­gend hohe Vergütungen an das 'Labor Berllin' (plus genü­gend hohe Gehälter für das dies orga­ni­sie­ren­de Management) las­sen bei der Klinik alle Gewinne ver­schwin­den und deren Großteil beim 'Labor Berlin' (den Rest bei ähn­li­chen Konstrukten) auftauchen.

    Ist man damit noch nicht zufrie­den, müs­sen halt die Honorare für das 'Labor' erhöht wer­den. Damit die Klinik das zah­len kann, müs­sen deren Beschäftigte zurückstecken.

    Erstaunlich(?) ist nur, daß all das in einem streng sozi­al orga­ni­sier­ten Bereich ganz ohne frei­en Kapitalismus funk­tio­niert. Daß es funk­tio­niert, kann ich aus eige­ner Anschauung bestä­ti­gen. Durch sol­che Verhältnisse wur­de ich schon ganz am Beginn der 'Privatisierug' des Gesundheitswesens gegen letz­te­res auf Lebenszeit vollimmunisiert.

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