Was bei dieser Überschrift des "Handelsblatts" vom 19.9.24 etwas irritiert:
»Düsseldorf, Berlin. Die Investoren KKR und CPP steigen aus dem Mediengeschäft aus: Publikationen wie „Politico“, „Bild“ oder „Business Insider“ gehen zu hundert Prozent an Vorstandschef Mathias Döpfner und die Familie Springer.
Im Gegenzug erhalten das Private-Equity-Haus und der kanadische Pensionsfonds die Mehrheit an dem digitalen Rubrikengeschäft mit dem Jobportal Stepstone und der Aviv-Gruppe mit Immobilienportalen wie Seloger in Frankreich oder Immowelt in Deutschland…
Die Investoren haben ihr Geld seit dem Einstieg mindestens verdoppelt…
Döpfner hat seinen Einfluss als einer der wichtigsten Medienmanager Europas stark erweitert. Zusammen mit Friede Springer hält er 98 Prozent der Anteile. Damit ist Axel Springer seit dem Börsengang 1985 erstmals wieder ein Familienunternehmen. „Es war die deutliche Vorstellung von Mathias Döpfner und mir, dass Axel Springer eines Tages wieder ein Familienunternehmen sein würde“, sagt Friede Springer. „Dass diese Vorstellung jetzt Wirklichkeit wird, erfüllt mich mit großer Freude.“«
Nach dem Artikel hat das Unternehmen einen Wert von 13,5 Milliarden Euro.
Warner Music, Netflix… Und Cum-Ex-Verbindung
Bei aller berechtigten Kritik am Zustand des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks erscheint es kurzsichtig, auf seine Reform zu verzichten und das Medienschaffen damit letztlich solchen Oligarchen zu überlassen. Döpfner ist u.a. Mitglied des einflußreichen Compensation Committee von Warner Music. Die gleiche Funktion übt er bei Netflix aus. Drei Jahre fungierte er als Manager bei Vodafone, noch länger bei Time Warner.
»… Bereits 2017 beschwor er das Schreckgespenst von "Staatsfernsehen und Staatspresse" im Stile Nordkoreas – und meinte damit den Auftritt des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Internet…
Springer-Witwe Friede Springer [schenkte ihm] erst vor Kurzem Aktien im Wert von rund einer Milliarde Euro…«
Diese Information von t‑online.de vom 21.10.21 habe ich nicht überprüft; ähnlich berichtet auch private-banking-magazin.de. Das gilt auch für den Vorwurf, daß Döpfner "für seinen ersten großen Einstieg bei Springer als Anteilseigner im Sommer 2006 bei Christian Olearius, damals Partner und Mitinhaber der über 200 Jahre alten Hamburger Privatbank M.M. Warburg & Co." 60 Millionen Euro geliehen hatte ("Wie Mathias Döpfner einen Kredit von 60 Millionen Euro von einem berüchtigten Bankier bekam", stern.de). Fest steht, daß in den Springer-Blättern eher wohlwollend über Olearius berichtet wurde.
Plagiatsaffäre
Wie bei Giffey, von der Leyen, Schavan und etlichen anderen PolitikerInnen, die bei ihrer Doktorarbeit "geschummelt" hatten (rtl.de, 8.12.21), tat das bei auch Döpfner der Karriere keinen Abbruch:
Die Goethe-Universität tut sich ja auch in anderen Fällen schwer. Diesmal entschied sie:
»Gem. Abschnitt E 3 der Satzung stellt die Kommission das Vorliegen eines wissenschaftlichen Fehlverhaltens, konkret die wörtliche oder gedankliche Übernahme fremder geistiger Autorenschaft an mehreren Stellen, ohne dies entsprechend kenntlich zu machen (Plagiate im Sinne des Abschnitts B 2 der Satzung), im Abschnitt „Historische Determinanten der Deutschen Musikkritik bis 1945“ (S. 29 – 50) der o.g. Dissertation fest.
Mit Blick auf die Anzahl der Plagiatsstellen, ihren quantitativen Anteil an der Dissertation sowie ihr qualitatives Gewicht, d.h. ihrer Bedeutung für die wissenschaftliche Aussagekraft in ihrer Gesamtheit, sieht die Kommission von weiteren, über die Feststellung des wissenschaftlichen Fehlverhaltens hinausgehenden Maßnahmen gem. dem Abschnitt E 4 der Satzung ab; insbesondere sieht die Kommission nach dem derzeitigen Stand keine Notwendigkeit für die Einleitung eines Verfahrens auf Entziehung des Doktorgrades…«
Gestern bin ich 5 km gelaufen. Mittags gab es Eierkuchen mit Heidelbeeren und zum Abendessen gab es Bratkartoffeln mit Klopsen (Bouletten) und Paprika aus dem Garten. Meine Frau macht die besten Klopse der Welt übrigens. Leider hat unser Fleischer bereits letztes Jahr Insolvenz angemeldet. Also wird da wohl der Besitzer wechseln und der bestimmt dann was durch den Fleischwolf gedreht wird.
Anonsten:
https://www.youtube.com/watch?v=9dzxhq47rTY
Saturday Night In Hickman County
Einfach genial dieser Song. Gibts auch in Deutsch, heißt "Langweile" und ist von Hannes Wader. Aber den können Sie auch selber raussuchen.
Ich halte es für ausgeschlossen, einen so korrupten und kriminellen Haufen wie den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk zu reformieren. Das geht nicht. Es würde auch niemand ernsthaft die Reformierung der Mafia fordern. Mit einer Zwangsabgabe wird das erst recht nichts. Mit der Zwangsabgabe wurde uns Bürgern die letzte Möglichkeit der Einflussnahme auf den Öffentlich-rechtlichen Rundfunk genommen.
Stattdessen wäre es meiner Meinung nach dringend notwendig, den Artikel 5 des Grundgesetzes endlich als einen Artikel zum Schutze der Bürger gegen einen übermächtigen Staatsapparat zu interpretieren. Das heißt erstens keine Zwangsfinanzierung und zweitens den Schutz vor Zensur und Verfolgung, so wie es derzeit über die EU-Kommission als Stellvertreter durchgesetzt wird.
Die Konzernpresse der Oligarchen hatte mit der Zeitung in Form von Papier oder Rundfunksendern mit teurer Ausrüstung einen großen Vorteil gegenüber unabhängigen Berichterstattern. Das hat sich dramatisch geändert. Die Absatzzahlen der Qualitätsmedien sind eingebrochen und werden derzeit nur über Querfinanzierungen wie Spenden, Werbung, auch aus Steuereinnahmen, "Unterhaltungsprogrammen" und besonderen Propagandaaktionen finanziert. Damit wurde das Geschäft der Lügenpresse jedoch nicht einfacher. Im Gegenteil, noch nie hatte diese Qualitätspresse einen so schlechten Ruf wie heute und das wohl verdient. Ohne den Eingriff des Staatsapparats sehe die Situation sicherlich nicht so rosig aus für die Konzernpresse.
@Peter Pan: Google, Meta, Amazon, Youtube, X und die Verlagerung der Konzernpresse ins Internet sind tatsächlich "dramatische Veränderungen", nur nicht hin zum Guten. Auch sie sind, wenn auch nicht "zwangsfinanziert", nicht kostenlos. Ob der Preis unserer Daten höher ist der der Rundfunkgebühren, darüber läßt sich streiten. Die Medienkonzerne versuchen, sich alles unter den Nagel zu reißen und machen auch vor dem ÖRR nicht halt. Hier liegt das Problem aus meiner Sicht. Das oligarche Privateigentum an Kommunikationsmitteln ist wie auch in anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens nicht vereinbar mit einer Interessenvertretung der "normalen Menschen".
Wir sind gerettet. Um zu verhindern, dass die Kleptokratie der Oligarchen die Kleptokratie der Politbüros übernimmt, müssen wir nur eine Zwangsabgabe zahlen. In den transatlantischen Bordellen werden die Vertreter der Kleptokratien gemeinsam mit Sekt anstoßen und sich köstlich amüsieren.
Facebook/Meta ist die Fortsetzung von LifeLog und genauso zwangsfinanziert wie Google. Eines der ersten Opfer von Google war das Usenet. In den USA verschwanden mit der Erscheinen der Google Newsgroups in kurzer Zeit alle NTTP Server der Internet-Zugangsabieter und auch die in allen Forschungseinrichtungen, von den Unis bis hin zu DOE Laboren. Ich habe es damals erlebt. Hinter diesen Unternehmen stecken die Geheimdienste der USA und werden per Zwangsabgabe finanziert. Youtube gehört schon seit längerer Zeit Google/Alpha und verfolgt einen hundertprozentigen Kurs der Regierung in der Führernation des Wertewestens.
Die dramatische Änderung habe ich natürlich auf die neuen Möglichkeiten der Publikation über das Internet bezogen (das ist mehr als das was man in Deutschland als "Internet" versteht).
Wenn wir es schaffen, die zwangsfinanzierte Kleptokratie zu "reformieren", dann könnten wir das auch mit der der Oligarchen erreichen. Wird schon funktionieren, vor allem wenn immer die Zwangsfinanzierung als gegeben angenommen wird. Wie wäre es mit "Bürgerräten"?
@Peter Pan: Sie argumentieren, nennen wir es mal so, gegen etwas, was ich nicht sage.
Ganz im Gegenteil habe ich dargelegt, daß das konzentrierte Privateigentum an Kommunikationsmitteln das Hauptproblem darstellt, das auch den ÖRR in Mitleidenschaft zieht. Ganz Ähnliches sehen wir im Gesundheitssystem oder in der Verwaltung. Unter dem Druck der großen Konzerne und ihrer Propagandisten wie der Bertelsmannstiftung beugen sich auch öffentliche Unternehmen und Dienstleister angeblichen marktwirtschaftlichen Zwängen. Daraus den Schluß zu ziehen, auf ein öffentliches Gesundheitssystem oder eine Verwaltung zu verzichten, hieße, diese Bereiche den Großkonzernen zum Fraß vorzuwerfen. Ich mache mir keinerlei Illusionen über den Parlamentarismus, aber immerhin gibt es die Möglichkeit, auf gewählte Abgeordnete und deren Gesundheits- oder Medienpolitik Druck von unten auszuüben. Auf Entscheidungen in den Vorstandsetagen der Konzerne trifft das schon formal nicht zu.
Die Frage ist doch, ob man Bereiche der Daseinsvorsorge wie Rente, Gesundheit, Energieversorgung den Großkonzernen und dem "Markt" überlassen will. Für mich trifft das auch für die Medienwelt zu. Vermutlich bin ich ähnlich empört wie Sie darüber, was für ein Schindluder mit unseren Rundfunkgebühren betrieben wird. Das geht mir auch so, wenn ich sehe, welche Verbrechen mit unseren Steuergeldern betrieben werden. Die Alternative "Keine Zwangsabgaben", in dem Fall Steuern und in anderen "Zwangsbeiträge" für das Gesundheitssystem oder die Alterssicherung, Schulen, Kitas etc. führt, wie gesagt, zum Raubtierkapitalismus auch in diesen Bereichen.
ARD und ZDF sind seit Jahrzehnten ebenfalls Medienkonzerne, mit unzähligen privatwirtschaftlichen Tochterunternehmen, tief verwurzelt im transatlantischen Raubtierkapitalismus. Das möchte ich nicht mehr finanzieren.
@Peter Pan: Was genau ist an ARD und ZDF transatlantisch? Und noch mal die Frage: Was ist Ihre Alternative?