Pharmaindustrie finanziert Patientengruppen mit Millionenspenden

Ob Christina Berndt den Artikel ihrer Kollegen liest, der am 14.9.24 unter die­ser Überschrift auf sued​deut​sche​.de ver­öf­fent­lich wurde?

»… Patientinnen und Patienten sind oft mäch­ti­ge Fürsprecher von Pharmaunternehmen, wenn es um neue Medikamente geht. Selbstverständlich haben sie ein Interesse dar­an, mög­lichst schnell Zugang zu inno­va­ti­ven Arzneimitteln zu bekom­men. Allerdings wer­den sie von den Firmen auch gezielt für deren Zwecke ein­ge­setzt. Denn die Arbeit von Patientenorganisationen hängt häu­fig von den Mitteln der Pharmaindustrie ab. Das Problem ist schon län­ger bekannt. Doch wie groß und undurch­sich­tig die finan­zi­el­le Einflussnahme der Industrie wei­ter­hin ist, zei­gen nun Recherchen eines Journalistenteams von Investigate Europe.

So haben die gro­ßen Pharmakonzerne allein im Jahr 2022 rund 110 Millionen Euro an Patientenorganisationen in der EU, Norwegen, der Schweiz und Großbritannien gezahlt. Dies geht aus den Angaben von Efpia her­vor, dem euro­päi­schen Dachverband der Pharmaindustrie. Die Gesamtsumme ist wahr­schein­lich höher, weil die Summen in eini­gen Ländern nur lücken­haft erfasst wer­den. Und nicht immer ist klar, wofür das Geld kon­kret gedacht war…

Oft gehe es den Firmen mit ihrem Sponsoring dar­um, „Patientengruppen zu sozia­li­sie­ren, damit sie über poli­ti­sche Themen auf eine Art und Weise den­ken, die mit den Vorstellungen der Arzneimittelhersteller über­ein­stimmt“, sagt der Soziologe Piotr Ozieranski von der Universität Bath. Er erforscht die Finanzierung von Patientenorganisationen. Die bri­ti­sche Allgemeinmedizinerin Margaret McCartney, die sich seit Jahren mit Interessenkonflikten beschäf­tigt, drückt es noch deut­li­cher aus: „Pharmaunternehmen nut­zen die­se Finanzierung, um ihre Ziele zu errei­chen. Es besteht ein mas­si­ves Risiko für die Unabhängigkeit die­ser Patientengruppen.“

Die Zahlungen der 33 Efpia-Mitgliedsfirmen gin­gen an mehr als 3000 Gruppen in ganz Europa – und es waren kei­ne Peanuts: 487 Gruppen erhiel­ten jeweils min­de­stens 50 000 und 24 Gruppen mehr als eine hal­be Million Euro. Was Ozieranski und McCartney nicht über­rascht: Ein gro­ßer Teil der Mittel floss an Patientengruppen, für deren Krankheiten die Unternehmen gera­de neue oder teu­re Behandlungen anbie­ten. Dagegen stan­den nur rund zwei Prozent des Geldes im Zusammenhang mit den weni­ger lukra­ti­ven Suchtkrankheiten und psy­chi­schen Leiden…

Gleichzeitig flie­ßen fast alle Industriespenden für Patienten nur in die Länder mit dem größ­ten Einfluss – und den größ­ten Märkten…

Mitunter ist der poli­ti­sche Einfluss der Patientenorganisationen auch auf­grund von Verflechtungen mit Entscheidern groß. Auffällig ist, dass im Jahr 2022 rund 10 Millionen Euro von Pharmaunternehmen an Patientenorganisationen mit Sitz in Brüssel gin­gen. Die European Federation of Allergy and Airways Diseases Patients’ Associations (EFA) etwa nahm fast 640 000 Euro ein. Sie ist Teil einer Arbeitsgruppe bei der EU-Zulassungsbehörde sowie einer Interessengruppe im Europäischen Parlament. Im Jahr 2022 stamm­ten etwa zwei Drittel ihrer Einnahmen von der Industrie, wie die EFA-Website zeigt. Die Gruppe sei auf die Unterstützung meh­re­rer Unternehmen ange­wie­sen, sag­te Geschäftsführerin Susanna Palkonen…

Millionen flie­ßen auch in das Sponsoring von Konferenzen, die Patientengruppen orga­ni­sie­ren. „Es gibt eine direk­te, linea­re Beziehung“, sagt Gesundheitsforscherin Claudia Wild. „Patientengruppen sind bes­se­re Marketingakteure als Pharmaunternehmen, weil sie als neu­tral oder objek­tiv ange­se­hen werden.“…«

9 Antworten auf „Pharmaindustrie finanziert Patientengruppen mit Millionenspenden“

  1. Ja sicher doch haben Patienten ande­re Interessen als die Pharmaindustrie. Nur funk­tio­niert das hier alles nicht nach die­sem Grundsatz.

  2. Das wird den "unab­hän­gi­gen" Patientenorganisationen sicher gut gefallen!
    Oder sind bei preis­wer­ten Präventions- und Behandlungsmaßnahmen etwa "Spendeneinnahmen" und lukra­ti­ve Positionen in Gefahr?
    Bitte beach­ten Sie auch die oft unge­nann­ten Interessenkonflikte von "Patientenverbnänden"…

    "Holtz
    @Biorealism 30m

    4 cups of teas for dai­ly sup­ple­ment may achie­ve an effec­ti­ve dose to pro­vi­de anti­vi­ral pro­tec­tion. Interestingly, this result can also be sup­port­ed by recent stu­dies that dai­ly inta­ke more than 4 cups of tea may redu­ce the odds of SRAS-CoV‑2 infection."

    https://​xcan​cel​.com/​B​i​o​r​e​a​l​ism

    "Tannic acids and pro­an­tho­cya­ni­dins in tea inhi­bit SARS-CoV‑2 vari­ants infection
    Chung-Yu Chen,1,* Wei-Jan Wang,1,2,* Chen-Shiou Wu,1,3 Shao-Chun Wang,1,3,4,5,6 Wei-Chao Chang,4 and Mien-Chie Hung1,3,4,5,7
    Author infor­ma­ti­on Article notes Copyright and License infor­ma­ti­on PMC Disclaimer
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    Abstract

    The COVID-19 pan­de­mic has cau­sed hundreds mil­li­on cases and mil­li­ons death as well as con­ti­nues to infect human life in the world sin­ce late of 2019. The breakth­rough infec­tion cau­sed from muta­ti­on of SARS-CoV‑2 is rising even the vac­ci­na­ted popu­la­ti­on has been incre­a­sing. Currently, the seve­re thre­at posed by SARS-CoV‑2 has been alle­via­ted world­wi­de, and the situa­ti­on has tran­si­tio­ned to coexi­sting with the virus. The die­ta­ry food with anti­vi­ral acti­vi­ties may impro­ve to pre­vent virus infec­tion for living with COVID-19 pan­de­mic. Teas con­tai­ning enri­ched phe­n­o­lic ingre­di­ents such as tannins have been repor­ted to be anti­tu­mor agents as well as be good inhi­bi­tors for coro­na­vi­rus. This stu­dy deve­lo­ped a high­ly sen­si­ti­ve and sel­ec­ti­ve ultra-high per­for­mance liquid chro­ma­to­gra­phy-high reso­lu­ti­on mass spec­tro­me­tric method for quan­ti­fi­ca­ti­on of tan­nic acids, a hydro­lysable tan­nin, and pro­an­tho­cya­ni­dins, a con­den­se tan­nin, in teas with dif­fe­rent levels of fer­men­ta­ti­on. The in vitro pseu­do­vi­ral par­tic­les (Vpp) infec­tion assay was used to eva­lua­te the inhi­bi­ti­on acti­vi­ties of various teas. The results of cur­rent rese­arch demon­stra­te that the tannins in teas are effec­ti­ve inhi­bi­tors against infec­tion of SARS-CoV‑2 and its variants."

    https://​www​.ncbi​.nlm​.nih​.gov/​p​m​c​/​a​r​t​i​c​l​e​s​/​P​M​C​1​1​1​6​2​6​82/

    1. @Abwarten…: Kann ja sein. Ich blei­be miß­trau­isch bei Arbeiten, die mit dem Hinweis auf "hundreds mil­li­on cases and mil­li­ons death" star­ten. Die Forschergruppe aus Taiwan hat­te mit ähn­li­cher Begründung auch ein Krebsmittel von "Biotanico Inc. (BT), a sub­si­dia­ry of the Kaiser Pharmaceutical Co. (KP) in Taiwan" pro­mo­tet. Die Firma unter­stütz­te die Arbeit und die Autoren waren an den Patenten betei­ligt (https://​www​.sci​en​ce​di​rect​.com/​s​c​i​e​n​c​e​/​a​r​t​i​c​l​e​/​a​b​s​/​p​i​i​/​S​0​3​0​4​3​8​3​5​2​4​0​0​5​937).

      Die Tee-Arbeit wur­de finan­ziert über meh­re­re Ministerien. Möglicher Hintergrund: "Tea exports were on the decli­ne over the years" (https://​www​.tbrs​.gov​.tw/​e​n​/​w​s​.​p​h​p​?​i​d​=​4​860)

  3. Leseempfehlung mit Patina:

    "Am Virchow-Forschungsinstitut kommt es bei gen­tech­ni­schen Versuchen zu einem fol­gen­schwe­ren Unfall: Ein Forscher hat sich mit einem künst­lich mani­pu­lier­ten Virus infi­ziert und ver­än­dert dar­auf sei­nen Charakter."

    https://www.tvspielfilm.de/kino/filmarchiv/film/mit-den-clowns-kamen-die-traenen‑1,1314273,ApplicationMovie.html

    Wer war der Forscher Hu, was pas­sier­te mit ihm und nach wem wur­de eigent­lich die erste Wuhan-Corona-Variante 2020 benannt?

    "Doch mit den Clowns kamen die Tränen berich­tet über die fol­gen­schwe­ren Experimente von Gen-Forschern mit einem unheim­li­chen Virus und über die unbarm­her­zi­ge Jagd nach einer "sanf­ten" Waffe, die im Besitz einer Großmacht der Schlüssel zur Weltherrschaft wäre."

    https://​www​.bue​cher​-koe​nig​-nk​.de/​s​h​o​p​/​i​t​e​m​/​9​7​8​3​4​2​6​0​2​9​5​7​2​/​d​o​c​h​-​m​i​t​-​d​e​n​-​c​l​o​w​n​s​-​k​a​m​e​n​-​d​i​e​-​t​r​a​n​e​n​-​v​o​n​-​j​o​h​a​n​n​e​s​-​m​a​r​i​o​-​s​i​m​m​e​l​-​k​a​r​t​o​n​i​e​r​t​e​s​-​b​uch

    "Interessanterweise scheint es näm­lich von der Argumentationsweise her kaum eine Rolle zu spie­len, wer wann war­um und in wel­chem Kontext sich dazu äußert. Ob der Naturwissenschaftler Chargaff sich in den Anfangsjahren der Gentechnologie im Fachjournal "Nature" an sei­ne Kollegen rich­tet und Horrorszenarien von geklon­ten Embryonen und halb­mensch­li­chen Chimären ent­wirft, ob Simmel bio­che­mi­sches Wissen inklu­si­ve damit ver­knüpf­ter Ängste in einen Trivialroman ver­packt oder ob die Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff vor nicht ein­mal einem Jahr die moder­ne Reproduktionsmedizin mit har­schen Worten kri­ti­siert: Die Topoi glei­chen sich trotz der gro­ßen Zeitspanne ganz erstaun­lich – teil­wei­se bis hin zur Wortwahl.

    Ohne Autoren wie Simmel oder Chargaff zu gro­ßen Schriftstellern zu sti­li­sie­ren, wäre es hilf­reich, deren Präsenz in bestimm­ten Diskursen und damit auch deren Relevanz für die Popularisierung und Verbreitung von Wissen und damit ver­knüpf­ten ethi­schen Beurteilungen anzu­er­ken­nen: Abseits lite­ra­ri­scher Wertkategorien kön­nen so inter­es­san­te Einblicke in pro­mi­nen­te Denkmuster und deren Nachhaltigkeit gewon­nen werden.

    Insofern hat­te Frank Schirrmacher 1987 mit sei­nem Aufruf in der FAZ "Man soll den Simmel nicht schmä­hen" womög­lich Recht. "

    https://​sci​ence​v2​.orf​.at/​s​t​o​r​i​e​s​/​1​7​5​2​7​8​4​/​i​n​d​e​x​.​h​tml

    So völ­lig lag die dama­li­ge Gentechnik-Kritik nicht daneben.
    Hätten doch die Virologen und brei­te Kreise der Bevölkerung mehr Simmel und Chargaff ("Nature") mit kri­ti­schem Verstand gelesen.
    Aber auch das wäre sicher­lich zuviel ver­langt gewe­sen von unse­ren Altvorderen…

  4. Persönlich wür­de ich sogar die Existenz bzw. "Wissenschaftlichkeit", der Ein- oder Anderen aner­kann­ten "Diagnose" anzwei­feln. Ausgehen tue ich dabei davon, dass Ärzte in der Tat, ganz gezielt fal­sche Diagnosen stel­len, um Umsätze in ihrer Branche zu gene­rie­ren. Sie tun das weil ihnen die Möglichkeit dazu ein­ge­räumt wird. Es han­delt sich zwar um direk­ten, glat­ten Betrug wie aus dem Lehrbuch, doch anta­sten tun die Juristen die Ärzte schein­bar ungern. Warum das so ist muss ich mir lei­der den­ken, denn ich bin weder Arzt noch Jurist. Tatsächlich aber gibt es wohl sehr gute Gründe den "Experten" nicht wegen jedes Verdachtes einer Ermittlung zu unter­zie­hen. Es gibt ja auch den umge­kehr­ten Betrugsfall, wenn ein Arzt ver­sucht eine Erkrankung beim Patienten abzu­strei­ten. Ein bekann­tes Beispiel "Die Silikose und Siliko-Tuberkulose sind seit 1929 als Berufserkrankungen aner­kannt. Doch dau­er­te es noch lan­ge bis zur Umsetzung im Einzelfall." (aus https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​S​i​l​i​k​ose ) Ein Beispiel für "umstrit­te­ne Diagnosen" möch­te ich nicht anfüh­ren. Es gibt eine Menge Erkrankungen für die es weder Nach- noch Beweise gibt. Das ist so. Man muss eben schwer auf­pas­sen zu wel­chem Arzt man geht. Wie bereits erwähnt, die Juristen sind bei "Medizinmännern und ‑frau­en" äusserst "Beißgehemmt". Probleme mit dem Arzt oft nicht lös­bar! Die Medizin scheint mir sowie­so ein "El-Dorado" für Betrüger zu sein. Das ist sehr scha­de für Solche die ihr Fach, auch im posi­ti­ven Sinn sehr ernst neh­men. Auch simu­liert man dem Laien schon­mal schnell eine nicht-vor­han­de­ne Kompetenz, oder ganz bewusst eine simp­le Unwahrheit vor. Halbgötter in Weiß? – Wer weiß? 😀

    Vieleicht weiß, wer "ärzt­lich gut auf­ge­ho­ben" ist, die­ses manch­mal gar nicht rich­tig zu schät­zen. Es ist nicht die Regel. Auf jeden Fall hat die Pharma einen mehr als bedenk­li­chen Einfluss.

    Der größ­te aller Fehler aber war, und das muß man ein­fach ver­ste­hen, die so genann­te "Privatisierung". Die Pharma ist nichts ande­res als ein Geschäft mit Gesundheit und mehr. Es geht dabei um Geld, in aller­er­ster Linie. Ginge es in Praxen und Krankenanstalten in erster Linie um die Patienten, so könn­te man das rela­tiv gut ver­kraf­ten. Die Pharma besticht den gesam­ten Markt und die Politik welt­weit. Weil sie es kann!

  5. "Efpia erklärt zwar auf Anfrage, der Verband sei „füh­rend bei der Schaffung von mehr Transparenz“, räumt aber zugleich ein, dass die Offenlegung „frag­men­tiert“ sei. Was aus den Zahlen her­vor­geht: Die gro­ßen Firmen tei­len sich beim Patienten-Sponsoring die vor­de­ren Plätze. So war das US-Unternehmen Gilead im Jahr 2022 mit 12,8 Millionen Euro der größ­te Geber, gefolgt von Novartis, Pfizer, Roche, Sanofi und Johnson & Johnson.." aus dem Artikel.
    Ich ver­mu­te, daß die Unternehmen so auch an Probanden kommen. 

    Gilead war auch bei den Spenden 2020 an das Bundesgesundheitsministeriums an erster Stelle:
    https://​frag​den​staat​.de/​a​n​f​r​a​g​e​/​s​p​e​n​d​e​n​-​2​0​20/

    Vielleicht liegt es an den Fragen, daß die Antwort des BGM so lau­te­te. Besonders infor­ma­tiv war sie jeden­falls nicht.

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