Eine ganze Woche sind die Osterfeiertage vorbei, als der Krisenstab am 12.4.21 festhält: "Es zeigt sich ein Absinken der Inzidenz über die Feiertage, welches auf geringeres Testen zurückzuführen und in fast allen BL zu sehen ist". Exakt das behaupteten ja Covidioten, Leugner, Rechtsradikale und das restliche asoziale Pack: Ohne Tests keine Fälle, ohne Fälle keine Pandemie. Inzwischen hatte man es geschafft, mittels Zuckerbrots und Peitsche die "Inzidenz" auf 136 zu erhöhen. Drei Tage zuvor hatten Spahn und Wieler auf einer Pressekonferenz von der dritten Welle und neuen Lockdowns gesprochen (s.u.).
Ich bilde mir ein, ein wenig von Datenpräsentationen zu verstehen. Bei dieser Grafik aus dem Leak (Lage-National_2021-04–12.pptx) mußte ich lange überlegen:
"Möglichkeit, die 7‑Tage-Inzidenz zu manipulieren"
Schließlich verstand ich, wie hier die "Inzidenzen" mit Nachmeldungen und andere Verfahren über die Tage hinweg um bis zu 10 % gesteigert wurden. Über die Verantwortliche für den Punkt und die Folien ist hier mehr zu erfahren. Noch im Januar hatte man, in Abgrenzung zu ZeroCOVID, betont, es sei schwierig, eine "Strategie an Zahlen fest zu machen, da z.B. Meldezahlen abhängig von Teststrategie" seien (s. hier). Man war sich sogar bewußt (mehr hier):
Das teilentschwärzte Dokument gibt es hier, das geleakte Dokument hier. Gelbe Hervorhebungen stammen von mir. Rot Gerahmtes war geschwärzt, blau werden Ergänzungen aus dem Leak gekennzeichnet.
Aus dem wirklichen Leben
Immer und immer wieder lauten die Berichte aus dem wirklichen Leben anders als die der Modellierer:
Der Alarmismus über einen "Anstieg intensivmedizinischer Fälle (+53, insgesamt 4.585 Fälle)" kann somit nur mit dem Wissen über die erwähnten Teststrategien eingeordnet werden. Die Zunft der Mobilitätsforschung trägt Vages bei: "Zahl der Bewegungen am Osterwochenende lag auf Niveau zwischen 2019 und 2020".
Bisher befanden wir uns in TOP 1. In TOP 5 "Kommunikation" wird das Thema "nachträgliche Korrektur der 7‑Tagesinzidenz" noch einmal aufgegriffen. In der ersten vom RKI ausgelieferten Version geschwärzt ist dort zu lesen:
Es sollte sich erweisen, daß die RKI-Oberen damit bestens umgehen konnten, indem sie die Bedenken einfach ignorierten.
Im gleichen TOP wird über "Ausbrüche" diskutiert, die vor allem in Haushalten erfolgten. Eine Grafik aus dem Leak (Ausbruch_MW_D_ab2Faelle_initial.pdf) zeigt, daß selbst hier die Zahlen zurückgehen und anderenorts ohnehin zu vernachlässigen sind:
Küßchen für Lothar, Zirkulation für Kritiker
Auch diesmal ist es Mirjam Jenny , damals Leiterin der Projektgruppe "P 1: Wissenschaftskommunikation", die nicht etwa die Anwesenden befragt, was sie von den Ausführungen ihres Chefs halten, sondern zu einer Lobhudelei ansetzt:
Ziel von P1 (hört sich das nicht irgendwie nach einer Geheimloge an?) ist es, mit Hilfe von "Kognitions- und Verhaltenswissenschaften" "Verunsicherungen bei verschiedenen Zielgruppen – sei es ein Fachpublikum, die Politik oder die Öffentlichkeit – zu vermeiden" (rki.de). Über den weiteren Karriereweg von Frau Jenny ist hier mehr zu lesen.
Etwas kürzer abgehandelt wird, immer noch unter "Kommunikation", dies:
Irgendwie ist man dazu später nicht mehr gekommen… Dabei war das Papier mit dem Titel "Ansteckungsgefahren aus Aerosolwissenschaftlicher Perspektive" durchaus eingebettet in das gängige Narrativ. Es stellte lediglich die dümmsten Auswüchse der Politik in Frage:
»… Wir mussten aber als Aerosolforscherdie Erfahrung machen, dass die öffentliche Debatte immer noch nicht den wissenschaftlichen Erkenntnisstand abbildet. Viele Bürgerinnen und Bürger haben deshalb falsche Vorstellungen über das mit dem Virus verbundene Ansteckungspotential. „Draußen ist es gefährlich“, so deren Eindruck nicht zuletzt aus der Berichterstattung über die von der Politik getroffenen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung. Es werden Treffen in Parks verboten, Rhein- und Mainufer gesperrt, Innenstädte und Ausflugsziele für den Publikumsverkehr abgeriegelt. Auch die aktuell diskutierten Ausgangssperren müssen in diese Aufzählung irreführender Kommunikation aufgenommen werden. Wir teilen das Ziel einer Reduzierung problematischer Kontakte in Innenräumen, aber die Ausgangssperren versprechen mehr als sie halten können. Die heimlichen Treffen in Innenräumen werden damit nicht verhindert, sondern lediglich die Motivation erhöht, sich den staatlichen Anordnungen noch mehrzu entziehen. Die Reduzierung problematischer Kontakte in Innenräumen gelingt deshalb nur mit überzeugenden Argumenten für einen gelingenden Selbstschutz.
Wenn wir die Pandemie in den Griff bekommen wollen, müssen wir die Menschen sensibilisieren, dass DRINNEN die Gefahr lauert. In den Wohnungen, in den Büros, in den Klassenräumen, in Wohnanlagen und in Betreuungseinrichtungen müssen Maßnahmen ergriffen werden. Die andauernden Debatten über das Flanieren auf Flusspromenaden, den Aufenthalt in Biergärten, das Joggen oder das Radfahren haben sich längst als kontraproduktiv erwiesen. Wenn unseren Bürgerinnen und Bürgern alle Formen zwischenmenschlicher Kontakte als gefährlich vermittelt werden, verstärken wir paradoxerweise die überall erkennbare Pandemiemüdigkeit. Nichts stumpft uns Menschen bekanntlich mehr ab als ein permanenter Alarmzustand…«
Es gibt keinen Hinweis darauf, daß der Offene Brief tatsächlich zirkulierte oder gar diskutiert wurde. Daß jemand aus dem Krisenstab sich auf corodok darüber informiert hätte, ist unwahrscheinlich. So erging es den Aerosol-Forschern ganz ähnlich wie den medizinischen Kinder- und Jugendverbänden und allen anderen "Bedenkenträgern". Sie interessierten einfach nicht. Die entschuldigende Rede des "Wissens von heute" bleibt damit schlicht Demagogie.
Auf der "Pressekonferenz zur Corona-Lage" vom 9.4.21 malten Spahn und Wieler am 09.04.21 (youtube.com) ein Horrorgemälde, das nichts zu tun hat mit dem, was der Krisenstab diskutiert. Weder eine "dritte Welle", von der beide sprechen, noch der angedrohte Lockdown waren bislang dort ein Thema:
(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)
Jensi im Wunderland. Gewundert haben sich damals schon viele. Jetzt wundert man sich immer noch und sogar noch viel mehr. Es gab laut RKI also auch damals keine sich aufschaukelnden Wunder-Wellen und von den Wielerschen versprochenen, segensreichen Effekten der Impfung auf der Bevölkerungsebene war auch später nie etwas zu erkennen.
Die schon damals ohne Grundlage angekündigten Maßnahmen, nächster Lockdown und nächtliche Ausgangssperren, waren ganz einfach Mittel der Disziplinierung, um jede Form des Widerwillens gegen die massenweise georderten Impfdosen zu brechen.
Gibt es noch andere Interpretationen?