RKI-Protokolle, After-Leak (26): "Nachträgliche Korrektur der 7‑Tagesinzidenz"

Eine gan­ze Woche sind die Osterfeiertage vor­bei, als der Krisenstab am 12.4.21 fest­hält: "Es zeigt sich ein Absinken der Inzidenz über die Feiertage, wel­ches auf gerin­ge­res Testen zurück­zu­füh­ren und in fast allen BL zu sehen ist". Exakt das behaup­te­ten ja Covidioten, Leugner, Rechtsradikale und das rest­li­che aso­zia­le Pack: Ohne Tests kei­ne Fälle, ohne Fälle kei­ne Pandemie. Inzwischen hat­te man es geschafft, mit­tels Zuckerbrots und Peitsche die "Inzidenz" auf 136 zu erhö­hen. Drei Tage zuvor hat­ten Spahn und Wieler auf einer Pressekonferenz von der drit­ten Welle und neu­en Lockdowns gespro­chen (s.u.).

Ich bil­de mir ein, ein wenig von Datenpräsentationen zu ver­ste­hen. Bei die­ser Grafik aus dem Leak (Lage-National_2021-04–12.pptx) muß­te ich lan­ge überlegen:

"Möglichkeit, die 7‑Tage-Inzidenz zu manipulieren"

Schließlich ver­stand ich, wie hier die "Inzidenzen" mit Nachmeldungen und ande­re Verfahren über die Tage hin­weg um bis zu 10 % gestei­gert wur­den. Über die Verantwortliche für den Punkt und die Folien ist hier mehr zu erfah­ren. Noch im Januar hat­te man, in Abgrenzung zu ZeroCOVID, betont, es sei schwie­rig, eine "Strategie an Zahlen fest zu machen, da z.B. Meldezahlen abhän­gig von Teststrategie" sei­en (s. hier). Man war sich sogar bewußt (mehr hier):

Das teil­ent­schwärz­te Dokument gibt es hier, das gele­ak­te Dokument hier. Gelbe Hervorhebungen stam­men von mir. Rot Gerahmtes war geschwärzt, blau wer­den Ergänzungen aus dem Leak gekennzeichnet. 

Aus dem wirklichen Leben

Immer und immer wie­der lau­ten die Berichte aus dem wirk­li­chen Leben anders als die der Modellierer:

Der Alarmismus über einen "Anstieg inten­siv­me­di­zi­ni­scher Fälle (+53, ins­ge­samt 4.585 Fälle)" kann somit nur mit dem Wissen über die erwähn­ten Teststrategien ein­ge­ord­net wer­den. Die Zunft der Mobilitätsforschung trägt Vages bei: "Zahl der Bewegungen am Osterwochenende lag auf Niveau zwi­schen 2019 und 2020".

Bisher befan­den wir uns in TOP 1. In TOP 5 "Kommunikation" wird das Thema "nach­träg­li­che Korrektur der 7‑Tagesinzidenz" noch ein­mal auf­ge­grif­fen. In der ersten vom RKI aus­ge­lie­fer­ten Version geschwärzt ist dort zu lesen:

Es soll­te sich erwei­sen, daß die RKI-Oberen damit bestens umge­hen konn­ten, indem sie die Bedenken ein­fach ignorierten.

Im glei­chen TOP wird über "Ausbrüche" dis­ku­tiert, die vor allem in Haushalten erfolg­ten. Eine Grafik aus dem Leak (Ausbruch_MW_D_ab2Faelle_initial.pdf) zeigt, daß selbst hier die Zahlen zurück­ge­hen und ande­ren­orts ohne­hin zu ver­nach­läs­si­gen sind:

Küßchen für Lothar, Zirkulation für Kritiker

Auch dies­mal ist es Mirjam Jenny , damals Leiterin der Projektgruppe "P 1: Wissenschaftskommunikation", die nicht etwa die Anwesenden befragt, was sie von den Ausführungen ihres Chefs hal­ten, son­dern zu einer Lobhudelei ansetzt:

Ziel von P1 (hört sich das nicht irgend­wie nach einer Geheimloge an?) ist es, mit Hilfe von "Kognitions- und Verhaltenswissenschaften" "Verunsicherungen bei ver­schie­de­nen Zielgruppen – sei es ein Fachpublikum, die Politik oder die Öffentlichkeit – zu ver­mei­den" (rki​.de). Über den wei­te­ren Karriereweg von Frau Jenny ist hier mehr zu lesen.

Etwas kür­zer abge­han­delt wird, immer noch unter "Kommunikation", dies:

Irgendwie ist man dazu spä­ter nicht mehr gekom­men… Dabei war das Papier mit dem Titel "Ansteckungsgefahren aus Aerosolwissenschaftlicher Perspektive" durch­aus ein­ge­bet­tet in das gän­gi­ge Narrativ. Es stell­te ledig­lich die dümm­sten Auswüchse der Politik in Frage:

»… Wir muss­ten aber als Aerosolforscherdie Erfahrung machen, dass die öffent­li­che Debatte immer noch nicht den wis­sen­schaft­li­chen Erkenntnisstand abbil­det. Viele Bürgerinnen und Bürger haben des­halb fal­sche Vorstellungen über das mit dem Virus ver­bun­de­ne Ansteckungspotential. „Draußen ist es gefähr­lich“, so deren Eindruck nicht zuletzt aus der Berichterstattung über die von der Politik getrof­fe­nen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung. Es wer­den Treffen in Parks ver­bo­ten, Rhein- und Mainufer gesperrt, Innenstädte und Ausflugsziele für den Publikumsverkehr abge­rie­gelt. Auch die aktu­ell dis­ku­tier­ten Ausgangssperren müs­sen in die­se Aufzählung irre­füh­ren­der Kommunikation auf­ge­nom­men wer­den. Wir tei­len das Ziel einer Reduzierung pro­ble­ma­ti­scher Kontakte in Innenräumen, aber die Ausgangssperren ver­spre­chen mehr als sie hal­ten kön­nen. Die heim­li­chen Treffen in Innenräumen wer­den damit nicht ver­hin­dert, son­dern ledig­lich die Motivation erhöht, sich den staat­li­chen Anordnungen noch mehr­zu ent­zie­hen. Die Reduzierung pro­ble­ma­ti­scher Kontakte in Innenräumen gelingt des­halb nur mit über­zeu­gen­den Argumenten für einen gelin­gen­den Selbstschutz. 

Wenn wir die Pandemie in den Griff bekom­men wol­len, müs­sen wir die Menschen sen­si­bi­li­sie­ren, dass DRINNEN die Gefahr lau­ert. In den Wohnungen, in den Büros, in den Klassenräumen, in Wohnanlagen und in Betreuungseinrichtungen müs­sen Maßnahmen ergrif­fen wer­den. Die andau­ern­den Debatten über das Flanieren auf Flusspromenaden, den Aufenthalt in Biergärten, das Joggen oder das Radfahren haben sich längst als kon­tra­pro­duk­tiv erwie­sen. Wenn unse­ren Bürgerinnen und Bürgern alle Formen zwi­schen­mensch­li­cher Kontakte als gefähr­lich ver­mit­telt wer­den, ver­stär­ken wir para­do­xer­wei­se die über­all erkenn­ba­re Pandemiemüdigkeit. Nichts stumpft uns Menschen bekannt­lich mehr ab als ein per­ma­nen­ter Alarmzustand…«

Es gibt kei­nen Hinweis dar­auf, daß der Offene Brief tat­säch­lich zir­ku­lier­te oder gar dis­ku­tiert wur­de. Daß jemand aus dem Krisenstab sich auf coro­dok dar­über infor­miert hät­te, ist unwahr­schein­lich. So erging es den Aerosol-Forschern ganz ähn­lich wie den medi­zi­ni­schen Kinder- und Jugendverbänden und allen ande­ren "Bedenkenträgern". Sie inter­es­sier­ten ein­fach nicht. Die ent­schul­di­gen­de Rede des "Wissens von heu­te" bleibt damit schlicht Demagogie.


Auf der "Pressekonferenz zur Corona-Lage" vom 9.4.21 mal­ten Spahn und Wieler am 09.04.21 (you​tube​.com) ein Horrorgemälde, das nichts zu tun hat mit dem, was der Krisenstab dis­ku­tiert. Weder eine "drit­te Welle", von der bei­de spre­chen, noch der ange­droh­te Lockdown waren bis­lang dort ein Thema:

(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)

Eine Antwort auf „RKI-Protokolle, After-Leak (26): "Nachträgliche Korrektur der 7‑Tagesinzidenz"“

  1. Jensi im Wunderland. Gewundert haben sich damals schon vie­le. Jetzt wun­dert man sich immer noch und sogar noch viel mehr. Es gab laut RKI also auch damals kei­ne sich auf­schau­keln­den Wunder-Wellen und von den Wielerschen ver­spro­che­nen, segens­rei­chen Effekten der Impfung auf der Bevölkerungsebene war auch spä­ter nie etwas zu erkennen. 

    Die schon damals ohne Grundlage ange­kün­dig­ten Maßnahmen, näch­ster Lockdown und nächt­li­che Ausgangssperren, waren ganz ein­fach Mittel der Disziplinierung, um jede Form des Widerwillens gegen die mas­sen­wei­se geor­der­ten Impfdosen zu brechen.

    Gibt es noch ande­re Interpretationen?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert