RKI-Protokolle, nächste Runde (95): "Auch die Grenze von 50/100.000 wurde nicht auf Basis von RKI Daten bzw. durch das RKI gewählt"

Eigentlich ist bei der Lage in D am 25.1.21 alles wie immer. "7‑Tage-Inzidenz-Gesamtdeutschland mit 111/100.000 deut­lich nied­ri­ger als Ende Dezember… Hinweis zur Erfassung der 217 Verstorbenen: Angegeben wer­den die­je­ni­gen, von denen das RKI in den letz­ten 24h Kenntnis erhal­ten hat, das Sterbedatum kann schon wei­ter zurück­lie­gen". Man erin­nert sich an die vor zehn Tagen, damals noch als Warnung aus­ge­spro­che­ne Feststellung: "Nachträgliche Eingabe von Fällen bie­tet eine Möglichkeit die 7‑Tage-Inzidenz zu mani­pu­lie­ren" (s. hier) und meint (ent­schwärzt) in TOP 1:

Das Dokument gibt es hier. Gelbe Hervorhebungen stam­men von mir. Hier geht es nur um die bis­lang geschwärz­ten und gera­de frei­ge­ge­be­nen Stellen der Protokolle des Krisenstabs. Die Auswertungen der "1. Staffel" gibt es nach­zu­le­sen über die Kategorie _​Zu den RKI-Papers (Krisenstab-Protokolle) _​.

Man erkennt Risiken und Chancen, hier frei lesbar:

"Auch die Grenze von 50/100.000 wurde nicht auf Basis von RKI Daten bzw. durch das RKI gewählt"

Das wie­der­um war geschwärzt:

Noch gibt es auch ungläu­bi­ges Staunen (unge­schwärzt):

Beschlossen wird den­noch der "Wechsel zur kor­ri­gier­ten Darstellung" in drei Tagen.

Panikmache nach "Ausbruch mit B.1.1.7 im Vivantes Humboldt-Klinikum"

Vollständig geschwärzt war der Punkt in TOP 1, bei dem es um einen "Ausbruch mit B.1.1.7 im Vivantes Humboldt-Klinikum, Berlin (HUK)" ging. Das RKI weiß offen­sicht­lich kaum mehr als die Berliner Medien:

"Das Linelist-Werkzeug bie­tet den nach dem Infektionsschutzgesetz zustän­di­gen Behörden Hilfestellungen für die epi­de­mio­lo­gi­sche Untersuchung von Krankheitsausbrüchen" (aka​de​mie​-oef​fent​li​ches​-gesund​heits​we​sen​.git​hub​.io).

Zu die­sem Zeitpunkt war die spä­ter wegen zahl­lo­ser Skandale geschaß­te Berliner Gesundheitssenatorin Kalayci (s. hier) noch im Amt und durf­te unge­straft völ­li­gen Unsinn ver­brei­ten. Sie konn­te am 26.1.21 zwar nichts über die Zahl der Mutanten-Fälle berich­ten, aber von "minüt­lich stei­gen­den Infektionszahlen im Klinikum" schwa­dro­nie­ren. Und davon, daß die Mutante um "35 Prozent infek­tiö­ser" sei. In der Presse wur­de dage­gen von ca. 25 betrof­fe­nen Klinikbeschäftigten und PatientInnen gespro­chen (s. hier). Das RKI hin­ge­gen wuß­te, daß es an die­sem 25.1. noch kei­ne ein­zi­ge Sequenzierung gab. Auch am 27.1.21 konn­te das RKI nicht viel mehr ver­mel­den als: "Englische Variante steht in Zusammenhang mit einem Geschehen in einer Siedlung in Reinickendorf, führt ver­mut­lich auf Ereignis an Weihnachten zurück, hof­fen auf Kontakt zum Ausland zu sto­ßen". Am 29.1.21 sprach es von 30 "Fällen", bei 5 davon konn­te "B.1.1.7 (UK)- Variante" nach­ge­wie­sen werden.

Am 23.1. war das kom­plet­te Krankenhaus mit meh­re­ren Tausend PatientInnen unter Quarantäne gestellt wor­den. Was unter "Pendelquarantäne" zu ver­ste­hen ist, kann einem Artikel vom 24.1.21 auf tages​spie​gel​.de ent­nom­men werden:

»Das Klinikpersonal wur­de unter soge­nann­te Pendel-Quarantäne gestellt, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dür­fen nur zwi­schen Arbeit und Wohnung pen­deln und müs­sen sich anson­sten an Quarantäne-Regeln hal­ten. Nach Tagesspiegel-Informationen dür­fen sie dabei nicht Busse und Bahnen benut­zen, die genaue Regelung ist aber noch in der Klärung. Im Gespräch sind dem­nach auch Shuttle-Fahrten für die Beschäftigten. "Leasingkräfte kom­men bis auf Weiteres nicht mehr zum Einsatz", teil­te der Vivantes-Konzern am Samstagabend mit.«

Sicherheitshalber heißt es weiter:

»Zusätzlich pro­ble­ma­tisch könn­te B117 sein, wenn sich bestä­tigt, dass die Variante auch zu einer erhöh­ten Sterblichkeit führt. Dazu gibt es zwar noch nicht genü­gend Daten, aber doch schon deut­li­che Hinweise. Als plau­si­bel gilt die­se Möglichkeit auch.«

Zum Glück "schei­nen gegen B117 die der­zeit ver­füg­ba­ren Impfstoffe aber genau so effek­tiv zu sein".

Nirgends fin­den sich belast­ba­re Meldungen über Erkrankungen auf­grund die­ser Mutantenfunde, sieht man ab von der sehr vagen Information "Nach Reinfektion sehr rasch ver­stor­be­ner Patient" (ent­schwärzt in TOP 7) oder der vom 3.2.21 in TOP 1: "16 PatientInnen wur­den posi­tiv gete­stet, 6 sind ver­stor­ben, 2 in kri­ti­schem Zustand auf ICU". Daß sich die Todesfälle auf die "Altersgruppe > 75 Jahre" bezie­hen, erfah­ren wir neben aller­lei Spekulationen am 5.2.21. Nirgends wird die Frage nach "an oder mit" gestellt. Schon am 29.1.21 war erwäh­nens­wert: "Schwägerin einer Pflegerin ist als Reinigungsfrau im Altenheim tätig und hat sym­pto­ma­tisch gear­bei­tet".

Wenig spä­ter konn­te wenig­stens berich­tet wer­den: Schnelltest-Wahn in Berliner Kliniken gestoppt.

Berlin war übri­gens kein Einzelfall. Auch das Klinikum Bayreuth schick­te 3.000 Menschen in Quarantäne; "Elf Personen mit gefähr­li­che­rer Briten-Variante infi­ziert" (s. hier). Interessantes dar­über, was der WDR wuß­te, gibt es in Faktencheck: Coronavirus wird durch Mutation nicht gefähr­li­cher.


"Zahlreiche Aktionen geplant, die genützt werden können, um Informationen zu kommunizieren."

In TOP 5 "Kommunikation" düfen wir nun ent­schwärzt aus der BZgA etwas über Optionen einer Präferierung im Rahmen einer Priorisierung erfahren:

Wie nennt das der Volksmund? Irgendetwas mit "gequirlt"?

Gibt es eine "Ministeräußerung" oder nicht? Kann die "Fachebene des BMG" hel­fen? Welches "Wording" soll genutzt wer­den? Manchmal kann einem der Krisenstab auch leid­tun. Ebenfalls in TOP 5 fin­den wir zu "Presse" (Entschwärztes rot gerahmt):

"Kontainment gewinnt an Bedeutung, da Impfwirkung bei bras. Variante ungeklärt" [sic]

Es ist kei­nes­wegs so, daß sich Dummfug nur in vor­mals geschwärz­ten Passagen ver­birgt. Das war in TOP 7 "Strategie Fragen" über "Entlasskriterien aus der Isolation" frei lesbar:

"Es soll bei Kontaktpersonen von KP I nicht von „Kontaktpersonen 2. Grades“ gesprochen werden, um eine Verwechslung mit KP II zu vermeiden!"

Auch das war im glei­chen TOP frei lesbar:

"Frage einer Riegelungsimpfung stellt sich bei derzeitigem Impfstoffmangel nicht"

Da sich mir die Frage bis heu­te nicht stell­te, muß­te ich nach­schla­gen. "Eine Riegelungsimpfung ist eine Impfung, die bei Ausbruch einer Infektionskrankheit zur Unterbrechung einer groß­flä­chi­gen Erregerzirkulation durch­ge­führt wird" (fle​xi​kon​.doc​check​.com). Auch ohne gestell­te Frage lesen wir aber im Entschwärzten (rot gerahmt) im glei­chen TOP, daß eine "Abriegelung von Einrichten" schon sinn­voll sein kann:

Zur Frage "Wie soll bei Genesenen vor­ge­gan­gen wer­den (im Kontext mit Geimpften)" in TOP 8 "Dokumente" heißt es: "Vorschlag 2, Quarantäne auch für Genesene, wird ange­nom­men, mit dem Hinweis auf die Zirkulation neu­er Varianten (auch die Brasilien-Variante soll erwähnt wer­den)".

Der TOP 12 "Maßnahmen zum Infektionsschutz" mit wei­ter bestehen­den Schwärzungen könn­te für die aktu­el­len "Maskenherstellerprozesse" von Bedeutung sein:

BAuA: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin


"Dr. Fauci says it's 'common sense' to wear two masks instead of one"

Auf die­sen 25.1.21 datiert die­ses Video von "CNBC Television" (you​tube​.com), in dem Anthony Fauci das Tragen zwei­er Masken empfahl:

(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)

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