Wenn ein Mann wie Daniel Stelter, der lange in führenden Positionen der Boston Consulting Group tätig war, ein solches Urteil fällt, darf man sicher sein, es geht um Interessen und weniger um Ideologie. Das unterscheidet aktuell Wirtschaftskreise von einer realitätsblinden Bundesregierung.
Es ist zu lesen:
»Die Sanktionen der Europäischen Union haben die Fähigkeit Russlands, einen Krieg zu führen, bisher nur wenig beeinträchtigt. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die das Bundeswirtschaftsministerium bei gleich vier Wirtschaftsforschungsinstituten in Auftrag gegeben hat.
Die russische Wirtschaft wächst angesichts des Rüstungsbooms kräftig. Die Experten hoffen nun darauf, dass die „Sanktionen langfristig wie ein schleichendes Gift“ wirken.
Nüchtern betrachtet muss man die Sanktionspolitik des Westens als gescheitert bezeichnen. Wenn es darum geht, einen Krieg zu beenden, müssen Sanktionen rasch wirken und nicht erst auf sehr lange Frist.
Auf mittlere und lange Sicht wird Russland ohnehin wieder unbeschränkt am Welthandel teilnehmen, ob uns dies nun gefällt oder nicht. Das langfristig wirkende Gift schadet uns dann möglicherweise selbst, zum Beispiel durch höhere Preise für Öl und Gas…
Man muss sich fragen, wieso der Westen geglaubt hat, man könne durch die Erhöhung der Preise für Rohstoffe den weltgrößten Exporteur ebendieser Rohstoffe „sanktionieren“…
Den Verzicht auf den Import von Öl und Gas durch die EU mag man moralisch begrüßen. Man sollte ihn aber nicht mit Sanktionen verwechseln. Zum einen, weil einige Länder wie Österreich und Ungarn weiterhin Öl und Gas aus Russland beziehen. Zum anderen, weil auch Deutschland das tut, beispielsweise über den Import von Diesel aus Indien, der mit russischem Öl hergestellt wird. Im Ergebnis bezahlen wir mehr, ohne Russland nennenswert geschwächt zu haben…
Wissen über ökonomische Zusammenhänge fehlt
Bleibt das Einfrieren der russischen Vermögenswerte, deren Erträge nun zur Finanzierung der Ukrainehilfe herangezogen werden sollen. Auch dies dürfte Russland nur wenig beeindrucken, dafür umso mehr andere Staaten der Welt, die nun befürchten müssen, ebenfalls einmal Ziel einer solchen Sanktion zu werden…«
Tageschau: Russland rückt vor
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-krieg-vormarsch-russland-100.html
Wer hätte das gedacht 😉
(also daß ich hier mal die Tageschau verlinke)
PS: Wenn der Westen die russischen Oligarchen enteignet müssen das die Russen nicht selber tun.
«Bleibt das Einfrieren der russischen Vermögenswerte, deren Erträge nun zur Finanzierung der Ukrainehilfe herangezogen werden sollen. Auch dies dürfte Russland nur wenig beeindrucken, (…)»
Zumal nach einer Darstellung des Sachverhalts die Vermögenswerte aus Schulden im Wert von von 300 Mrd. des Westens an die russische Seite bestehen. Dummerweise schuldet umgekehrt die russische Seite 400 Mrd. Will sagen: Wenn die Russen «Wie du mir, so ich dir» spielen, bleibt dem Westen ein Verlust von 100 Mrd.
– https://freedert.online/wirtschaft/209527-russische-aktiva-zerstoeren-westwirtschaft
Ansonsten hat der Ökonom Michael Hudson festgestellt: Die Industrialisierung von Amerika und Deutschland im 19. Jh. basierte auf Einfuhrzöllen und damit dem Zwang für die heimische Industrie, die Produktion selbst zu entwickeln. Die Sanktionen haben für Russland exakt den gleichen Effekt.
Insgesamt beeindruckt am meisten der Verfall ökonomischen Grundwissens bei den politischen Entscheidern im Westen.
@Ulf, die kapitalistische Produktionsweise hat mit Ökonomie noch nie was zu tun gehabt. Die Massenproduktion elektrisch betriebener PKWs bspw. ist aus ökonomischer Sicht völliger Blödsinn. Und ökologisch eine Kaptastrophe!
@Erfordia…: Originell!
@Erfordia …—Es gibt schon sowas wie die Produktion von Ge- und Verbrauchsgegenständen (zu letzteren u.a. Waffen). Die gesellschaftliche Organsiation der Produktion bezeichnet man gemeinhin als Ökonomie. Dass die Organisation kapitalistisch dysfunktional sein kann, widerspricht nicht ihrem Begriff. Hauke Ritz hat darauf hingewiesen (in versch. Vorträgen in Berlin anno '23), dass der Westen sich «verrüstet» habe: Konzerne hätten viel Geld bekommen um Waffen zu produzieren, die sich als kriegsuntauglich erweisen.
Vom großen Loslassen in unserer Zeit ( 23.06.2024)
https://www.youtube.com/watch?v=Tb10wVM2Zx0
Die das vorhergesagt haben (haben sie ja nicht) müssen also wahre "Hellseher" gewesen sein! (sind sie aber nicht) Man darf halt nicht "beunruhigen". Der Buerger scheint sehr labil zu sein.
Oh, was für Neuigkeiten – Wer hätte das gedacht! Krieg ich jetzt auch Punkte … ???
"Nüchtern betrachtet muss man die Sanktionspolitik des Westens als gescheitert bezeichnen"
… hierzu bemühe ich den – auch rhetorisch – kreativen Albert Einstein: "Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind."
Der aktuelle Konflikt zwischen dem sog. Westen und Russland ist durch die Selbstüberschätzung, Arroganz und Doppelmoral des Westens entstanden. Und mit derselben Selbstüberschätzung, Arroganz und Doppelmoral versucht der Westen diesen Konflikt auch zu lösen. Dass dies am Ende schiefgehen wird, haben bereits der Russlandfeldzug von Napoleon, der I. sowie der II. Weltkrieg gezeigt. Nur diesmal kann die Rechnung dafür viel höher ausfallen, als die übliche vorübergehende Niederlage, um danach einen erneuten Versuch starten zu können.
@Stresstest,
der Sieg der Roten Armee über den Hitlerfaschismus ist insofern bemerkenswert als daß da erstmals in der ganzen Geschichte der Menschheit ein Volk sich selbst, sein Vaterland, seine Heimat und seine sozialistischen Errungenschaften verteidigt hat.
Und nicht nur das, die Sowjetarmee hat den Faschismus in ganz Europa in die Schranken gewiesen!
Klar, ob und wie genau welche "Sanktionen" wann und wem helfen war und ist unklar – wie bereits nach der Krim-Annexion (die "uns" wiederum nicht daran hinderten, Nordstream fertigzubasteln) ersichtlich.
Es wäre natürlich zynisch, dem UN-Mitglied und Verletzer der UN-Charta durch Handel Resourcen zur Verfügung zu stellen, die er zu eben diesem Zweck benutzen könnte – allerdings ist da sogar der Verletzte ziemlich pragmatisch:
https://www.dw.com/de/was-wird-mit-den-gas-pipelines-der-ukraine/a‑69705749
Vielleicht fällt ja irgendwann mal jemandem etwas besseres ein, als diese "Sanktionen".
Eine Ächtung – wie z.B. von Sportorganisationen praktiziert, die andererseits politische Stellungnahmen generell ächten – ist ja ebenfalls nicht besonders glaubwürdig.
henning rosenbusch
@h_rosenbusch
·
19h
Selbstentlarvung, die.
t.me/Rosenbusch
0:42
https://gettr.com/post/p38ws024f17
@Die nicht…: Ich finde es ja immer gut, bei solchen Videoschnipseln Quellen anzugeben, auf daß sich der Kontext erschlösse.
Die guten Nachrichten finden Sie übrigens hier:
https://alternativepresseschau.wordpress.com/
Also wenn man da nicht den Sozialismus aufbauen würde, würde das in der Tagesschau kommen.
@Erfordia…: Ein gutes Beispiel dafür, wie fragwürdig der Begriff von "alternativen" Medien ist. Das mit dem Sozialismus war ein Witz, nicht wahr?
"Grundwissen über [hier Fachgebiet einfügen] scheint nicht vorhanden zu sein" kann als Standardphrase zu heutigen politischen Entscheidungen dienen.