Für die Zeit nach dem Krieg: Wir brauchen mehr Pferde

Mike, dem zwei­fa­chen Familienvater, geht es nicht gut. 2013 war er mit­ver­ant­wort­lich dafür, daß "ein B‑1-Bomber der US-Airforce
eine Bombe auf eine Stellung der isla­mi­sti­schen Taliban" abwarf, wobei 12 Menschen star­ben. "Für Mike ein Schock". dpa weiß, was hilft, "kosten­gün­stig in der Bundeswehr ver­an­kert".

kran​ken​kas​sen​.de (12.7.24)

"… Mike hat star­ke Gewissensbisse. Er redet stockend. Immer wie­der fährt er sich mir den Händen übers Gesicht. «Wenn ich gewusst hät­te, dass da so vie­le Menschen sind, hät­te ich die Koordinaten nicht durch­ge­ge­ben. Ich habe ein mora­li­sches Problem», sagt er. Währenddessen sucht Therapiepferd Kurt beim Striegeln die Nähe zu Mike. Immer wie­der reibt das Tier sei­nen Kopf an Mikes Brust…

«Der kom­plet­te Abzug aus Afghanistan im August 2021 hat an mei­nen Moralvorstellungen gerüt­telt. «Wofür?», habe ich mich gefragt.»

Wegen Depressionen krankgeschrieben

Wenige Monate spä­ter, im Dezember, wird Mike wegen Depressionen und Burnout krank­ge­schrie­ben. Jetzt ist er in Fürstenfeldbruck sta­tio­niert, hat eine soge­nann­te DPäk-Stelle. DPäk steht für dienst­po­sten­ähn­li­ches Konstrukt..

Die PTZ-Studie der Bundeswehr zur Wirksamkeit pfer­de­ge­stütz­ter Therapien läuft seit 2020 an zwei Standorten: im Zentrum für the­ra­peu­ti­sches Reiten in Berlin-Karlshorst und eben in Aichhalden. «Bis Ende 2025 sol­len 100 Bundeswehrsoldaten die Therapie durch­lau­fen haben», sagt Oberfeldarzt Christian Helms, der am Psychotraumazentrum der Bundeswehr in Berlin arbeitet…

Das Projekt sei kosten­gün­stig in der Bundeswehr ver­an­kert, sagt [Truppenpsychologe] Varn. Es ent­stün­den der Bundeswehr außer der Arbeitszeit des zwei­köp­fi­gen Betreuerteams kei­ne Kosten. Denn die fünf Therapie-Pferde und der Hof wer­den von Varn pri­vat gestellt. «Der Bedarf ist da», sagt Varn…

Im ver­gan­ge­nen Jahr gab es laut Helms bei der Bundeswehr 322 neu gemel­de­te Trauma-Folgeerkrankungen, 197 waren als PTBS gemel­det. «Die Rückmeldung der Teilnehmenden an der Studie ist sehr, sehr posi­tiv», sagt Helms."

Von Prävention hält Tatjana Bojic offen­bar nichts. Und Mike hat anschei­nend noch nicht über Kriegsdienstverweigerung nach­ge­dacht. Wir sol­len uns wohl an sol­che Darstellungen gewöh­nen, Krieg ist halt unschön, aber nötig. Wenn es gegen Taliban und Russen geht, allemal.

8 Antworten auf „Für die Zeit nach dem Krieg: Wir brauchen mehr Pferde“

  1. Na AA, wie wirkt denn die­se Meldung auf Sie? Vielleicht wis­sen Sie auch daß hin­ter Krankenkassen rein pri­va­te Interessen stecken. Das könn­te ganz erheb­lich zum Verständnis der­ar­ti­ger Pressemeldungen beitragen.

  2. Wenn sich die durch Gewaltausübung Traumatisierten fra­gen wür­den, wer an der abge­wor­fe­nen Bombe, an der Rakete, dem Marschflugkörper, der Patrone ver­dient hat und wie auf die üppi­gen Profite ange­sto­ßen wird, dann wäre die Welt einen Schritt weiter.

  3. Kostengünstig ange­bun­den. Sehr löb­lich. Und das Problem mit den bezahl­ba­ren Stallhelfern hat sich eben­falls erledigt.

    "Denn die fünf Therapie-Pferde und der Hof wer­den von Varn pri­vat gestellt. «Der Bedarf ist da», sagt Varn…"

    "Selbstversorger haben den Preis von 275.- Euro. Futter sowie Einstreu wird gestellt. Da wir lei­der kei­nen bezahl­ba­ren Hofhelfer/​innen fin­den kön­nen wir nur an Selbstversorger ver­pach­ten. Das heisst, sel­ber misten und 2 Heunetze füllen."

    frei​.de/​s​t​a​l​l​/​b​a​d​e​n​-​w​u​e​r​t​t​e​m​b​e​r​g​/​a​i​c​h​h​a​l​d​e​n​/​1​1​9​445

    Ich weiß nicht ob das der von Herrn Varn pri­vat gestell­te Hof ist oder ein belie­bi­ges Beispiel aber der Zynismus haut mich gelin­de aus den Socken – zuerst im Dienste des Kapitals trau­ma­ti­sie­ren und anschlie­ßend im Dienste des Kleinbürgertums kosten­gün­stig ange­bun­den therapieren.

    Übrigens Karlshorst ist ein Rennbahnbetrieb. Dort kann man mit Sicherheit eben­falls unbe­zahl­te Helfer sehr gut brauchen.

  4. «Die Rückmeldung der Teilnehmenden an der Studie ist sehr, sehr posi­tiv», sagt Helms."

    … und wie geht es danach den Pferden? Geht das Trauma nicht auf sie über? Pferde sind sehr sen­si­ble Tiere, brau­chen selbst Zuneigung. Ich weiß, wovon ich spre­che. Als ich Mitte 20 war, habe ich ein 1‑jähriges Fohlen gekauft, groß­ge­zo­gen, an das Zaumzeug gewöhnt (mit Honig), und danach sanft ein­ge­rit­ten. Das beid­sei­ti­ge Vertrauen war zwar da, trotz­dem muss­te ich vor­aus­schau­end den­ken und in bestimm­ten Situationen präventiv/​beru­hi­gend wir­ken, weil ein Tier bleibt Tier und sei­ne Instinkte spie­len trotz Domestizierung die ent­schei­den­de Rolle.

  5. Und wenn sie aus­ge­strei­chelt haben, kön­nen Sie denn dann wie­der Bomben wer­fen und zackig den Feind abknal­len, oder macht das Streicheln dau­er­haft kriegsuntauglich?

  6. Zeit für Klopapier, Zeit der Kerzen,
    jede Zeit trägt ihre Kennung?

    In "the day after" von 1983 liess der Regiesseur sei­ne Protagonisten auch auf's Pferd zurück­kom­men. Sehr inter­es­sant. Aber ein "moder­nes Auto" wird mit Sicherheit aus­fal­len, durch den N‑EMP. Bei der Elektronik drinnen.

    https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​T​O​P​a​a​H​S​j​Mcw
    Quelle: you​tube​.com

    Gefragt habe ich mich bloss, wäh­rend ich mir den alten Schinken noch­mal ange­se­hen habe vor Kurzem, wo die all die Kerzen plötz­lich her­ha­ben. Seltsamerweise aber fiel mir dann ein, dass Kerzen in der tat ganz schön teu­er gewor­den sind, die letz­te Zeit. Sehr Seltsam!

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