Manchmal denke ich, die Krisenstabsmitglieder haben Wetten abgeschlossen auf Fallzahlen, Inzidenzen und Todesfälle. Und jeden Tag fiebern sie der Ziehung entgegen. Auch am 6.7.20 lesen wir: "Im Vergleich zum 03.07.2020 ist Peru erneut auf der Liste der Top 10-Länder", wobei die USA "weiterhin führend mit einer Verdopplungszahl von 19 Tagen" sind. Ob das jemand auf dem Zettel hatte: "Neu hinzugekommen sind Äquatorialguinea und Cabo Verde"? Fast nach Jackpot klingt: "Insgesamt haben 22 Länder den Schwellenwert von 50/100.000 Einwohner überschritten (am 03.07.2020 waren es 18 Länder)." "National" sieht es weniger ermutigend aus: Berlin und NRW beklagen eine "deutlich höhere 7‑Tage-Inzidenz zwischen 6–8/100.000 Einwohner" als andere Länder – das war geschwärzt –; "ein einziger LK, nämlich LK Gütersloh, liegt über dem nationalen Schwellenwert von >50 Fällen/100.000 Einwohner".
Entschwärzt ist der Evergreen in TOP 4:
Das Dokument gibt es hier. Gelbe Hervorhebungen stammen von mir. Hier geht es nur um die bislang geschwärzten und gerade freigegebenen Stellen der Protokolle des Krisenstabs. Die Auswertungen der "1. Staffel" gibt es nachzulesen über die Kategorie _Zu den RKI-Papers (Krisenstab-Protokolle) _.
Nachdem auf der letzten Sitzung RKI-Vize Schaade einen dreiwöchigen Urlaub angekündigt hatte, ist nun in TOP 7 "RKI-Strategie Fragen", wo auch sonst, zu erfahren: "Auch BM Spahn verabschiedet sich in den Urlaub".
"'Freitestung' ist hinsichtlich des derzeitigen Kontaktpersonenmanagements kritisch zu beurteilen"
Wieder gibt es zu dem von Jens Spahn längst eigenmächtig entschiedenen Konzept hilflosen Widerstand. In TOP 10 "Labordiagnostik" heißt es (hier ist das bisher nicht Geschwärzte rot gerahmt 🤣):
"Zusammenfassend: Testen so viel wie nie und finden sehr wenige Fälle".
Am 8.7.20 haben es Kasachstan und Pakistan in die TOP Ten "nach Anzahl neuer Fälle in den letzten 7 Tagen" geschafft. Für die USA gibt es das schöne Wort von "Ausbrüchen in Gefängnissen", aber auch in fleischverarbeitenden Betrieben (offenbar sind die Lebens- und Arbeitsverhältnisse überall ausbeuterisch). Nett ist die Meldung aus Melbourne: "Ausbruch in einem Quarantäne Hotel", wirr das unmittelbar folgende "Nachfrage wie die vergleichsweise geringen Todeszahlen zu den hohen Fall erklärt werden". In D gilt: "Insgesamt sehr ruhig", "Anteil der pos. Testungen stabil gering seit Ende Mai", "Zusammenfassend: Testen so viel wie nie und finden sehr wenige Fälle".
Noch immer vertrauen die TeilnehmerInnen anscheinend grenzenlos naiv ihrem Präsidenten Wieler und dessen Weisungsgeber Spahn. Trotz windelweicher Kompromißangebote wird es erst am 3.2.23 die Senkung des Risikos auf "moderat" geben (s. hier):
Rot gerahmt sind die entschwärzten Stellen.
Am 10.7.20 ist etwas über "weiterhin steigende Falzzahlen in Indien", nicht Falschzahlen, zu erfahren. An den TOP Ten hat sich nichts geändert. Israel hat mehr als jede/n 10. EinwohnerIn getestet und prompt eine Inzidenz von 82. Für das RKI ist, nun entschwärzt, klar: "Die erneut steigenden Fallzahlen sind vor allem den Lockerungen zuzuordnen…, außerdem gibt es zu geringe Testkapazitäten". Für D heißt es: "Lage generell ruhig…, R‑Werte im Rückgang…, nur 1 LK (Gütersloh) >25/100.000".
"Historisches Tief der Positivergebnisse… Generelle Sterbefallzahlen befinden sich auf ähnlichem Niveau wie die der Vorjahre"
Bisher schon lesbar in TOP 1 war:
Die Spahnsche Strategie wirkt erfolgreich. Wenn der Anteil von positiven Tests extrem niedrig ist, muß die Zahl der Tests exponentiell erhöht werden, um ausreichende Fallzahlen vorzuweisen. Ein schönes Nebenergebnis für die großen Labore ist die Konzentration der einträglichen Tests.
Schließlich ist zu berücksichtigen, aber möglichst nicht zu kommunizieren: "Generelle Sterbefallzahlen befinden sich auf ähnlichem Niveau wie die der Vorjahre".
Quarantäne To go
In TOP 2 "Internationales" erfahren wir entschwärzt:
Wie berichtet, saßen die zwei Mitarbeiter der "Schnell Einsetzbaren Expertengruppe Gesundheit" in einem Flugzeug (Business Class) nach Togo gemeinsam it 22 positiv getesteten StudentInnen (Economy Class). Für erstere galten weder die Quarantäneregeln aus Togo noch die der Bundesrepublik.
Risikobewertung: Krisenstab kapituliert vor Wieler und Spahn
In TOP 4 "Aktuelle Risikobewertung" ist nun entschwärzt zu lesen:
Dabei ist selbst der kreuzbraven Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aufgefallen (TOP 5 "Kommunikation"):
Wielers Expertengarde
Die Entmachtung des Krisenstabs untermauert Wieler so autokratisch, wie Spahn es ähnlich sultanesk betreibt: Neben das gesetzlich vorgesehene Gremium RKI treten handverlesene Beratergremien, die zur Not gegeneinander ausgespielt werden können. Bei Spahn ist es ein eigener Stab unter Generastabsarzt Holtherm, und Wieler legt sich ein gleichfalls anonym bleibendes Gremium vor:
Dieser Text war auch zuvor lesbar. Mehr über das Gremium und seine Arbeit in:
Wie wir wissen, wurde die Figur der Beratergremien zu einem grundlegenden Element der Coronapolitik, die ähnlich wie die MPK oftmals an Verfassung und Parlamenten vorbei die Exekutive ermächtigen sollte.
"RKI-Antwort wird relativ nichtssagend"
In TOP 13 "Transport und Grenzübergangsstellen" wird die Antwort auf die Selbstermächtigung der Exekutive erkennbar: Ab und zu wird gebockt:
Selbst das sollten leere Worte bleiben
(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)
Marktgeschrei:
Kaufen Sie wasserdichte Kleidung,
kaufen Sie Regenschirme,
stellen Sie sich unter!
Denn:
Es könnte regnen! Bis zu Vierzigtausend Milliliter pro Quatratmeter!
Haftet nun der Staat für eine unzureichende Impfaufklärung oder gibt es im Pandemiefall eine veränderte, reduzierte Impfaufklärungspflicht? Muss das BGH dieses klären?
"Die Frage, ob sie damit ordnungsgemäß aufgeklärt wurde, bejahte das in erster Instanz entscheidende LG Heilbronn. Zumindest gelte dies dann, wenn ihr vor der Impfung noch die Möglichkeit gegeben worden sei, Fragen an die Ärztin oder den Arzt zu stellen. Das OLG Stuttgart ließ die Frage unbeantwortet: Die Impfärztin sei schon nicht die richtige Anspruchsgegnerin (Urteil vom 25.06.2024 – 1 U 34/23). "
https://rsw.beck.de/aktuell/daily/meldung/detail/olg-stuttgart-corona-impfschaden-impfaerzte-staatshaftung
"Quarantäne To go"!? "To ll"!!
Aber: "heile zurück"?
War der/die Protokollierende von Kindheitserinnerungen überfraut
https://www.youtube.com/watch?v=cVWaJFjMEqA&t=14s
(der Name des Singenden bekommt mit "Togo" einen ganz besonderen Dreh)?
oder sollte das End"e" nur einen "gesichert rechtsextremen" Anfangsverdacht verhindern?
oder wurde er/sie/es von der vorauseilenden Furcht verfolgt, dass irgendwann "zurückgeheilt" werden könnte/müsste?
Da lohnt doch nochmal ein Blick auf den genauen Verlauf:
Am Freitag 3.7. wird der "Ausbruch" (unter den 22 StudentInnen in der Flieger-Holzklasse) in der "vitero-Konferenz" aktenkundig – und es war (noch) unklar, ob die 2 "SEEG-Kollegen" ( = "Kontaktpersonen "aus demselben Flieger) "am Montag zurückreisen" (also am 6.7.).
Am 10.7. waren sie jedenfalls wieder "heile zurück" (mglw. ja im Learjet und im Raumanzug gereist, statt als bekennende "Kontaktpersonen" in der First- oder Business-Class-Linie) "nicht mehr in Quarantäne" (also höxtenz, sagen wir: Montag abends bis Freitag Morgen?) UND "negativ" (also FREI-??) "getestet"???
Klar, um es mit Mascolo zu sagen:
https://archive.is/2024.06.21–111749/https://www.spiegel.de/wissenschaft/christian-drosten-und-georg-mascolo-ueber-lehren-aus-der-corona-pandemie-a-8225b7be-2a85-4c3a-a793-36ea6c3a1c49
Das ist, wie alles andere aus den RKI-Veilchen auch, "eigentlich (…) nicht besonders aufregend".
Dieser "Fall" ist ja tatsächlich nur hanebüchen und lächerlich, mglw. sogar (ein bisschen?) rassistisch und bestätigt (fast) alles, was man vermuten konnte, wenn man schon mehrere on- und offline-Protokolle gähnend langweiliger Sitzungen im öffentlichen Dienst mit der selbst erlebten Realität vergleichen konnte: Nichts weiter als abgenickte Banalität, ob böse oder gut, Hauptsache man bestätigt Emsigkeit, Wichtigkeit und damit die Existenzberechtigung der eigenen Abteilung.
Schrecklich.
Und nochmal SPIEGEL (s.o.) und Mascolo:
das Multipolar-Magazin wird von den Fragestellern immerhin von "rechts" zu "online" aufgewertet und Mascolo versucht, das Versäumnis seiner Zunft (die sich für die Protokolle offensichtlich NICHT interessierten) herunterzuspielen, indem er sich nur auf die Schwärzungen kapriziert, die "Narrative nähren" – um damit (ich unterstelle: mit Absicht) das Hauptnarrativ der "Coronalügner" zu "nähren":
"Wir" hatten es mit einer "tödlichen Pandemie" zu tun, vor der "uns" die "Politik" gerettet hat: weise geleitet durch "Wissenschaft" (= RKI) und mithilfe einer "Menschheitsleistung" (Zitat Buyx), die "Impfstoffe" und solidarische Ärme (und/oder Arme …) hervorbrachte.
"Fehler"? Klar, kommt vor, könnte man "aufarbeiten", Einzelfälle und so, Schule, oje, ja, hm.
Die Quintessenz dieser Plattitüden erinnert mich – in "leichter Sprache" – fatal an Erzählungen/"Aufarbeitungen" meiner erzkatholischen Großeltern, der Zeit von 1933–45:
– im Vordergrund, natürlich, "der Krieg" (auch ohne Viren) und, fast noch schlimmer "die Niederlage" (weil vor Ort erlebt: durch "Ausgangssperren" [!] selbst, sowie, "anekdotisch": Plünderungen und Vergewaltigungen)
– 1933–1938? Na ja, da gab's ja noch keinen Krieg, der ist doch erst 1939 "ausgebrochen"
– OK, man musste halt "aufpassen, was man sagt", aber das wusste ja jeder
– dann: dieses und jenes "hätten sie nicht machen dürfen" (klingt im Dialekt gefühlsechter)
– und: dieser und jener war schon "nicht gut"
– sowie, selbstredend: "es war ja nicht alles schlecht" (von Autobahnen [= "Menschheitsleistung"?] in diesem Zusammenhang haben mir dann erst Jüngere erzählt – vor allem kurz vor oder nach ihrer "Führer"-schein-prüfung )
AA, das mit den Wetten ist gar nicht soweit hergeholt. Z.B. konnte man zur Zeit des amerikanischen Sezessionskrieges Wetten abschließen wieviele Leichen die neuen Repetiergewehre bringen gegen die Sklaven die nur Vorderlader hatten. Während die Aktien der Waffenhersteller Winchester und Colt durch die Decke gingen und deren Patente zu Höchstpreisen an der Wallstreet gehandelt wurden.