Liest man die Daten zur internationalen Lage im Protokoll vom 12.6.20, sollte man meinen: Das war es nun mit der Pandemie: "Nur in Qatar, Bahrain, Chile, Armenien, Oman, Kuweit, Peru, Brasilien, Panama, Saudi Arabien, Schweden und Weißrussland liegt die Inzidenz über 50". Die Zahl der"Fälle" in D liegt "in keinem BL im 3stelligen Bereich". Anders als diese Informationen war bisher die folgende in TOP 5 "Aktuelle Risikobewertung" ganz geschwärzt:
Das Dokument gibt es hier. Gelbe Hervorhebungen stammen von mir. Hier geht es nur um die bislang geschwärzten und gerade freigegebenen Stellen der Protokolle des Krisenstabs. Die Auswertungen der "1. Staffel" gibt es nachzulesen über die Kategorie _Zu den RKI-Papers (Krisenstab-Protokolle) _.
Wie berichtet, geht es um die "allgemeine Zustimmung des Krisenstabs zur Anpassung der allgemeinen Risikobewertung… von hoch auf moderat" (s. hier). Einhellig, also auch mit den Stimmen von Wieler und Schaade war die Eintscheidung getroffen worden, von der man angesichts der Zahlen sagen kann, daß sie immer noch alarmistisch war. Wie bereits berichtet (RKI-Protokolle: Es war doch General Holtherm, der über die Risikobewertung entschied), war der Leiter der Abteilung 6 des BMG, zuständig für Gesundheitssicherheit, Gesundheitsschutz und Nachhaltigkeit, Generalarzt Dr. Hans-Ulrich Holtherm (bundeswehr.de).
"Interessant, da sich die Leute trotz Umsetzung der Empfehlungen angesteckt haben"
Rot umrahmt sind die nun entschwärzten Stellen aus TOP 7, bisher war also nur "Neues" zu lesen…
Zuvor war zu dem im RKI mysteriös erscheinenden Fall zu lesen: "Spargelhof, LK Aichach-Friedberg: 1 Indexfall, seither 95 asymptomatisch positiv getestet, Hygieneregeln wurden eingehalten, kein Kontakt zur Allgemeinbevölkerung". Im Protokoll vom 15.6.20 finden wir die Auflösung: "Es wurden viele Testungen im Rahmen eines Screenings durchgeführt". Niemand ist krank, aber fast 100 "asymptomatisch" erfaßte Personen führen zum einzigen Landkreis "mit einer 7‑Tage-Inzidenz von über 50/100.000 Ew. ". Der Irrsinn von Inzidenz und PCR-Test läßt sich kaum besser beschreiben.
"Das Plädoyer für mehr wissenschaftliche Unabhängigkeit soll wieder rausgenommen werden"
Das ist zu lesen im TOP 8 "RKI-Strategie Fragen", auch hier sind die entschwärzten Stellen rot umrandet:
ÖGD: Öffentlicher Gesundheitsdienst
Dieses RKI mußte niemand kastrieren, das erledigte es selbst und freiwillig.
Nicht überraschend für kritische LeserInnen finden wir im Protokoll vom 15.6.20 zur internationalen Lage diese nicht ganz mit der deutschen Sprache kompatible Aussage: "Die zunehmen Fallzahlen in den USA kann auf eine vermehrte Testung und Ausbrüche im Süden in Gefängnis, Fleischvertrieben und Verpackungsbetriebe (z.B. Amazon)zurückgeführt werden". Ähnlich: "Peking Cluster: nach 56 Tagen ohne nun Fall, wurden von Do-So 77 symptomatische laborbestätigte Fälle gemeldet". Das war auch zuvor lesbar.
"Daher muss das bei uns veröffentlicht werden". Gensequenzen von Umweltproben
Nun entschwärzt ist in TOP1 der Passus, der auf den Eiertanz des RKI zum Thema Risikogebiete verweist. Es muß auf seiner "Internestseite" etwas veröffentlichen, zu dem das Institut seit Wochen Bedenken geäußert hatte:
Im gleichen TOP 1 liest man nun teilentschwärzt Merkwürdiges:
"Die Anzahl der asymptomatischen Fälle hängt jedoch immer davon ab, wie viel man screent"
Nachdem man sich mit "Ausbrüchen" in Schlachthöfen und Gottesdiensten beschäftigt, wird erneut das stets zurückgewiesene Credo der Maßnahmenkritik bestätigt (markiert ist die entschwärzte Stelle):
"Nach dem Einsetzten [sic] der Maßnahmen kam es zu einen Anstieg von Ausbrüchen in Einrichtungen (hauptsächlich in Pflegeheimen)"
In TOP 4 "Neue wissenschaftliche Erkenntnisse" dürfen wir jetzt erfahren, wie sich das RKI weiterbildete (rot gerahmt die Entschwärzung):
Offenbar hatte man im Krisenstab den Abstract der Arbeit gelesen, nicht aber den eigentlichen Inhalt. Der gibt nämlich keineswegs irgendetwas her für eine Erfolgsgeschichte der Maßnahmen. Die Studie gibt es hier.
Risikobewertung: RKI wartet auf Signal des Ministeriums
Diese entschwärzte Stelle in TOP 5 nährt erneut die Vermutung, daß auch am 16.3.20 der Signalgeber zur "Hochskalierung" nicht, wie behauptet, Herr Schaade war. Man ist auch heute "in steigen Dialog" – entschieden wird im Ministerium.
Auch TOP 6 "Kommunikation" weist in diese Richtung (die ersten beiden Sätze waren bisher frei lesbar):
In TOP 10 "Labordiagnostik" ist nun von weiteren Nebenstrukturen des Ministeriums zu lesen. Sie kommen zu erstaunlichen Ergebnissen:
Der zitierte Clemens Wendtner war und blieb ein faktenresistenter Einpeitscher der Maßnahmen, siehe etwa hier und hier. Anders als jetzt, wurde er allerdings noch Ende April 2020 zitiert mit "Corona-Patienten bleiben mindestens drei Monate immun". Wendtner hatte im März angeblich die ersten Corona-PatientInnen behandelt.
(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)
In Memoriam – ging schon 2020 durchs Netz: Laut BMG
ist "In der Europäischen Union gilt eine Erkrankung als selten, wenn nicht mehr als 5 von 10.000 Menschen von ihr betroffen sind."
Quelle : https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/gesundheitsgefahren/seltene-erkrankungen/
Das ist eine Inzidenz von 50/100000. Dann sind noch ca. 50 % dieser 50 Fälle asymptomatisch , wie gesagt, dass war damal alles sehr wissenschaftlich und wohlbegründet (Ironie wieder aus). Wenn in den folgenden Monaten und Jahren nicht so viele Menschen so sehr an diesem Wahnsinn gelitten hätten, könnte man es als Schildbürgerstreich auffassen.
Man folgte damal wie durch "Zauberhand" dieser Roadmap
https://www.corodok.de/der-influenza-influencer/?highlight=influencer.
@arnulf: Vorsicht, diesem nicht passenden Vergleich bin ich auch schon aufgesessen. Das RKI addiert zur Berechnung der "Inzidenz" alle jemals, auch mehrfach, positiv ausgegangenen Tests auf. Es kommt dabei auf die tolle Zahl von 47.073,85 Fällen pro 100.000 Ew. (https://survstat.rki.de/Content/Query/Create.aspx).
Spargelhof Aichach: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/113721/Weitere-SARS-CoV-2-Tests-nach-Faellen-auf-Spargelhof – das waren Erntehelfer. 500 Tests gemacht wohl. Trotz Massnahmen 'Neuinfizierte': alle ohne Symptome…und mit welchen Umdrehungen wurden die PCR Tests gemacht? Wenn man mit 35 anstelle 40 Replikationszyklen testet, dann würden nur halb so viele als positiv gelten, mit 30 nur 10–15% der mit 40Zyklen positiv gezesteten. Mir waren 25 Zyklen als sinnvolle Obergrenze in Erinnerung. https://www.infosperber.ch/gesundheit/corona-aufarbeitung-die-sinnlosen-massentests/ – aber nochmal: 100% asymptomatische 'Neuinfizierte', was für eine Pandemie und was für (un-)wirksame Massnahmen…
Antikörper lt. Wendtner: das stimmt aber wohl, die Antikörpertests geben die Seroprävalenz zu gering an, weil manche gar keine nennenswert entwickeln und bei anderen diese sich früher oder später abbauen mit 'Umschalten' auf T‑Zell-Immunität. D.h. die Immunität Ungeimpfter war höher noch als in den Seroprävalenzstudien und die Verbreitung war höher und damit das 'Risiko' noch niedriger und Erkrankungsquoten etc noch niedriger. Man hätte eben Zahlen/Studien mit repräsentativen Bevölkerungsquerschnitten machen müssen, mit PCR, Antikörpertest und T‑Zellen-Test…aber man hat überwiegend nur sinnlose PCR Massentests gemacht und dafür Milliarden ausgegeben incl. Milliarden Abzocke nie gemachte aber abgerechnete Tests…
"Nach dem Einsetzten [sic] der Maßnahmen kam es zu einen Anstieg von Ausbrüchen in Einrichtungen (hauptsächlich in Pflegeheimen)"
… ja – das stimmt! "Freilaufende" Senioren hatten mehr Glück gehabt. Hier die Daten diesbezüglich bis Anfang 2021:
"Auch in Deutschland wurden hohe Infektions- und Letalitätsraten bei Pflegebedürftigen in Pflegeeinrichtungen verzeichnet (3–5). Daten bis Anfang 2021 zeigen, dass, obwohl nur 5 % der Personen über
65 Jahren in Pflegeheimen leben, Pflegebedürftige in Pflegeheimen rund 21 % aller COVID-19 Fälle
und knapp 30 % aller gemeldeten COVID-19 Todesfälle ausmachen (6)." (Seite 3)
https://pflegenetzwerk-deutschland.de/fileadmin/files/Downloads/Coronalehren-Studien/231206_BMG_Teilprojekt1_iso_Langfassung.pdf
Also ein Desaster! Und weiter: Corona-Ausbrüche in Pflegeeinrichtungen direkt nach dem Start der Impfkampagne laut RKI-Protokollen – Zitat:
„o Ausbrüche sind derzeit in etwa 800 Pflegeheimen
zu verzeichnen, grundsätzlich ist die Situation
diesbezüglich dramatisch“ (11.01.2021, Seite 2019)
„o Diskussion
Ausbruchsgeschehen – Kiel: > 50 % der Bewohnenden positiv, bereits 12 Todesfälle“ (20.01.2021, 2067)
„ Ausbrüche Altenheime und Krankenhäuser
o Aktuell 900 aktive Ausbrüche in Altenheimen, über 300
Ausbrüche in Krankenhäusern, noch keine Tendenz, dass
die Ausbrüche weniger werden“ (27.01.2021, Seite 2107)
„Ausbrüche in Pflegeheimen und Krankenhäusern
o In Pflegeheimen weiterhin rückläufige Anzahl, von >
900 über letzte Woche 850 auf jetzt 750 Ausbrüche.
o In KH ist die Anzahl der Ausbrüche höher, als in der
Vorwoche“ – Zitatende (03.02.2021, Seite 2145)
Und jetzt das immense Gesamtbild für 2021:
„In Pflegeeinrichtungen wurden gemäß RKI Wochenbericht (RKI, 2021b) 7231 Ausbrüche und daraus hervorgehend 170.409 COVID-19-Fälle dokumentiert, davon 73,6 % bei Personen im Alter von mindestens 65 Jahren, in der Regel als Bewohner:innen der Einrichtung. 24.765 dieser Personen sind verstorben“ (Seite 6)
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/C/Coronavirus/Publikationen/Abschlussbericht_SARS-CoV-2_Ausbrueche_in_stationaeren_Pflegeeinrichtungen.pdf