Mal gewohnt grenzdebil bei t‑online, mal ehrlich auf rp-online, sind die Berichte über Lauterbachs "Gesundes-Herz-Gesetz". Der Link links heißt allen Ernstes karl-lauterbach-will-den-herztod-per-gesetz-besiegen.html.
t‑online weiß:
»… "Es gibt keine so tödliche Krankheit, wo so viel Tod unnötig ist. Und es ist traurig, dass wir in Deutschland so wenig erreicht haben", sagte Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD) im April. Mit idealer Vorsorge ließen sich knapp 90 Prozent aller Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermeiden. Diese Leistungen sieht das neue Herz-Gesetz vor:
Herz-Checks
Nach dem Gesetzesentwurf, der "Bild" vorliegt, sollen sich künftig Erwachsene im Alter von 25, 35 und 50 Jahren Herz-Checks unterziehen können – unter anderem in Apotheken. Dafür sollen Gutscheine verschickt werden, mit denen sie ihre Blutwerte bestimmen lassen können. Bei Auffälligkeiten könne dann eine Behandlung beim Hausarzt beginnen...«
Keine Bratwurst, kein kostenloser Zoobesuch? Macht Lauterbach sich da nicht etwas vor? Hat er gar nichts gelernt? Ohne Herz-Zertifikate mit Stempeln aus der Apotheke, die vierteljährlich Checks bestätigen und zum Eintritt in Stadion oder Club berechtigen, wird das nichts.
Dabei ist das mit der Apotheke an sich eine gute Idee. Wer wäre kompetenter für begleitende Verkaufsgespräche der neuesten Produkte von Pfizer und Biontech? Die Arztpraxen werden entlastet, die Subventionen für die Pharmaindustrie rentieren sich.
Auch Rheinmetall & Co. könnten so finanziert werden, wenn Zuschüsse für die Krankenkassen aus dem Haushalt entfallen. Denn weiter bei t‑online:
»Wer trägt die Kosten?
Die Finanzierung des neuen Gesetzes wird laut "Bild" über die Krankenkassen abgedeckt. Dafür sollen weniger sinnvolle Präventionsleistungen wegfallen. Zudem erhofft sich Lauterbach durch die bessere Vorsorge erhebliche Kosteneinsparungen bei den Krankenversicherungen. Werden weniger Menschen krank, könnte das im ersten Jahr nach Inkrafttreten des Gesetzes 140 Millionen Euro sparen, nach vier Jahren wären es laut der Prognose rund 510 Millionen Euro jährlich.«
Jedenfalls haben das Lauterbachs bewährte Modellierungs-Crews ausgerechnet. Allerdings, so rp-online:
»… Das Ministerium verweist darauf, dass laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2020 Krankheiten des Kreislaufsystems Krankheitskosten von 56,7 Milliarden Euro verursachten.«
Das sind, um mit Söder zu sprechen, jede Woche 150 Taurus-Systeme.
Erstaunlich ist, daß es überhaupt Tote gibt, die nicht in täglichen Situationsberichten zur besten Sendezeit mitgeteilt werden. 350.000 pro Jahr, sagen die Berichte. Gerade einmal doppelt so viel also wie die insgesamt an und mit Corona Verstorbenen in vier Jahren.
In dem mdr Beitrag heißt es, Lauterbach wolle das RKI auflösen. Das hab ich ja sonst noch nie gehört!
Weiß jemand was dazu?
https://www.mdr.de/mdr-aktuell-nachrichtenradio/audio/audio-2665998.html
Über Krankenhäuser und Kliniken bestimmen private Interessen!
Kosteneinsparungen bei den Krankenversicherungen?
Typischer Fall von Propaganda:
Privatunternehmen die einzig nur Profite zum Ziel haben faseln von Kosteneinsparungen. In Wirklichkeit geht es um Maximal-Profite und um diese Ziele zu erreichen erschleicht man sich mit Begriffen wie Kosteneinsparung und Fachkräftemangel die Zustimmung derjenigen die vom Kapitalismus keine Ahnung haben. Weil die Propaganda denen ständig ins Ohr flüstert, es gänge da um betriebswirtschaftliche Dinge, um Ökonomie, um Ökologie, um Umweltschutz, um unsere Gesundheit usw.
Wer diesen ganzen Mist glaubt begibt sich auf das geistige Niveau eines Säuglings.
Umschichtung der Gelder von kleinen Gesundheitsleistungsnbietern ohne starke Lobby (z.B. Physiopraxen) zur Pharma- und Testindustrie. Am Ende stehen mehr Statinverschreibungen und diverse neue Testungen in Apotheken.
Passt auch irgendwie wohl völlig zufällig und wunderbar zur weitsichtigen Spendenpraxis ans BMG.
Die „Nationale Herz-Allianz“ und die Pharma-Industrie:
Läuft wie geschmiert!
10. Juni 2024
Sabine Hensold
News
Wenn die deutsche
#Fachgesellschaft der Herzspezialisten (DGK)
ihren „guten“ Namen für ein Werbeportal der Pharmaindustrie hergibt,
sollten Patient:innen misstrauisch werden.
Normalerweise wird das Sponsoring verschämt versteckt, doch nicht so bei deren Portal
herzmedizin.de.
Dort wird ganz offen eingestanden,
dass alleine die fünf größten Pharmafirmen
das Portal
jeweils mit 150.000 Euro jährlich finanzieren!
Funfact mit Zwinkersmiley:
„Die Förderer haben keinerlei Einfluss auf die Themengestaltung und die redaktionellen Inhalte des Portals.“
Klar, bei einer Dreiviertelmillion Euro wäre das auch total weit hergeholt, das geht alles für höchstwertigen Content drauf.
Wer die Kapelle bezahlt, bestimmt was gespielt wird.
Diese alte Weisheit gilt auch für die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. und ihre Schwestergesellschaften… einfach nur zum Gruseln:
Aus der beliebten MEZIS-Reihe: „Fachgesellschaften mit schlimmen Interessenkonflikten“ – heute die Deutsche Gesellschaft für Pharma Relations… für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen (DGPR) – MEZIS Mein Essen zahl‘ ich selbst
2024
https://mezis.de/die-nationale-herz-allianz-und-die-pharma-industrie-laeuft-wie-geschmiert/
Neun von zehn US-Amerikanern als krank eingestuft
Martina Frei /13.06.2024
Die «Amerikanische Herzvereinigung»
schlägt ein neues Krankheitskonzept vor, mit ungesundem Übergewicht als Treiber.
Von den 20- bis 44-Jährigen in den USA sind über 80 Prozent krank, berichtet die US-Ärztezeitung «Jama».
Die Autoren stützen sich auf eine laut ihren Angaben repräsentative nationale Erhebung.
Von allen Erwachsenen ab 20 Jahren sind demnach sogar 90 Prozent nicht gesund,
wenn man die Kriterien anlegt,
welche die Amerikanische Herzvereinigung (AHA) letztes Jahr vorschlug.
Damit wird fast die ganze Nation behandlungsbedürftig.
.…
https://www.infosperber.ch/gesundheit/public-health/neun-von-zehn-us-amerikanern-als-krank-eingestuft/
@Mit idealer Vorsorge
Dazu ein leicht abgewandeltes Zitat von Psychologie-Professor Gerd Gigerenzer vom 11.02.2017 in der NZZ
https://www.nzz.ch/wirtschaft/gerd-gigerenzer-manipulation-mit-risiken-zu-viel-desinformation-ld.1802888
Wieso kritisieren Sie die Früherkennung bei "Herz-Kreislauf-Erkrankungen"- so vehement?
Weil man die Menschen seit Jahren irreführend informiert.
Der erste Trick ist,
Früherkennung als Vorsorge zu bezeichnen.
Daher glauben viele "Erwachsene im Alter von 25, 35 und 50 Jahren", dass
"Herz-Checks" die Wahrscheinlichkeit senkt, "Herz-Kreislauf-Erkrankungen" zu bekommen.
Doch dem ist nicht so.
Früherkennung erkennt nur Krankheiten, die bereits vorhanden sind.
…
"Herz-Checks" verringert[sic} zudem nicht die Gesamtsterblichkeit an allen "Herz-Kreislauf-Erkrankungen", einschliesslich "Herzinfarkt".
Das heisst, wir haben keinen Nachweis, dass "Herz-Checks" Leben rettet [sic].
Auch das wird heute den meisten "Menschen" vorenthalten.
Ein weiteres Original-Zitat aus o.g. Quelle:
"Wenn Sie etwa ein Lehrbuch der Verhaltensökonomie lesen,
dann bekommen Sie wahrscheinlich den Eindruck,
dass wir im Gehirn falsch verdrahtet seien.
Deshalb sei es hoffnungslos mit uns
und der Staat müsse einspringen und uns «nudgen»
– also sanft lenken und stupsen.
Aus der Annahme, dass Menschen nicht risikokompetent sind,
erwächst ein neuer Paternalismus – und das im 21. Jahrhundert!
Droht ein Missbrauch?
Ja. Die Vorstellung, dass die Regierung uns immer zum Besseren lenken
wird, ist naiv."
Dazu passt m.E. auch folgendes aus dem aktuellen Text und Interview von Bastian-Barucker mit dem Historiker René Schlott:
"Spätestens seit Corona entfernt sich die Politik von dem Gedanken,
dass der Bürger ein vernunftbegabter und aufgeklärter Mensch ist,
der in der Lage ist,
rationale Wahlentscheidungen zu treffen.
Stattdessen wird der Bürger nun mehr und mehr zu einem
schutzbedürftigen, unvernünftigen Wesen erklärt,
welchem gesagt werden muss,
was er oder sie zu tun und zu lassen hat. "
https://blog.bastian-barucker.de/ueber-die-freiheit-und-die-offene-gesellschaft-mit-rene-schlott/
Jürgen Windeler im Interview
„Das Gesundes-Herz-Gesetz ist völlig gaga!“
Mehr Herz-Screenings für Erwachsene, Lipid-Screenings für Kinder
– und im Zweifel mehr Statine fürs Volk.
Der ehemalige IQWiG-Leiter Professor Jürgen Windeler lässt im Interview kein gutes Haar an Lauterbachs Gesundes-Herz-Gesetz.
Deutliche Kritik äußert er auch an der Ärzteschaft.
Ein Interview von Denis Nößler
Veröffentlicht: 23.06.2024, 00:00 Uhr
https://www.aerztezeitung.de/Politik/Das-Gesundes-Herz-Gesetz-ist-voellig-gaga-450668.html
Auszüge
Gesunde Finanzen, gesundes Herz?
28.06.2024
Die Unstatistik des Monats Juni ist der Referentenentwurf für ein „Gesundes-Herz-Gesetz (GHG)“ des Bundesgesundheitsministeriums (BMG).
.…
Der Gesetzesentwurf sieht u. a. neue Beratungsangebote,
Screenings (Massenuntersuchungen zur Früherkennung)
und die präventive Gabe von Statinen (Medikamenten zur Senkung von Cholesterin) vor.
…
Während die erwünschte Wirkung von Statinen gut belegt ist,
gilt das noch nicht für mögliche Schäden.
Dazu kommt, dass über die (potenziell negativen) Auswirkungen einer Einnahme von Statinen bei Patienten mit weniger oder nicht erhöhtem Risiko noch weniger bekannt ist.
Im Referentenentwurf fehlt der Zusammenhang zwischen Herzgesundheit und Armut
Mit sinkendem Einkommen steigt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Ihre Ansprechpartnerinnen dazu:
Katharina Schüller (STAT-UP)
https://www.rwi-essen.de/presse/wissenschaftskommunikation/unstatistik/detail/gesunde-finanzen-gesundes-herz
s.a. oben
"Mezis : "Die „Nationale Herz-Allianz“ und die Pharma-Industrie: Läuft wie geschmiert!"
17. Juni 2024 um 16:42 Uhr
Die „Nationale Herz-Allianz“ und die Pharma-Industrie:
Läuft wie geschmiert!
https://mezis.de/die-nationale-herz-allianz-und-die-pharma-industrie-laeuft-wie-geschmiert/
Meinung
Haben Evidenz und Wirtschaftlichkeit ausgedient?
16.07.2024 Seite 3
RAE Ausgabe 8/2024
Rheinisches Ärzteblatt
Heft 8/2024
Seite 3
Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein
Gesundheitsminister Karl Lauterbach will mit einem neuen Gesetz zur Senkung der Krankheitslast durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland beitragen.
Dazu hat er im Juni einen Referentenentwurf zur Stärkung der Herzgesundheit
(Gesundes-Herz-Gesetz, GHG)
vorgelegt, der sowohl Fragen zur Evidenz und Zuständigkeit als auch zur Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen aufwirft.
https://www.aekno.de/aerzte/rheinisches-aerzteblatt/ausgabe/artikel/2024/august-2024/haben-evidenz-und-wirtschaftlichkeit-ausgedient
Auszug
Pressemitteilung
Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.
(EbM-Netzwerk)
Berlin, den 05.09.2024
…
Evidenzbasierte Medizin auf dem Abstellgleis?
Gesundheitspolitik steuert auf gefährlichem Kurs
In einem aktuellen ZEFQ-Editorial warnt Jürgen Windeler, ehemaliger Leiter des
Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
und früherer Vorsitzender des EbM-Netzwerks,
eindringlich vor der zunehmenden Marginalisierung der evidenzbasierten Medizin (EbM) in der deutschen Gesundheitspolitik. Am Beispiel des Referentenentwurfs für das
„Gesundes-Herz-Gesetz“ zeigt er auf, wie wissenschaftliche Standards ignoriert werden und
damit ein gefährlicher Rückschritt für die Patientenversorgung droht. Neben der Situations-
analyse beinhaltet das Editorial auch Handlungsempfehlungen für die Verfechter der EbM.
https://www.ebm-netzwerk.de/de/veroeffentlichungen/pdf/pm-ebm_gesundheitspolitik-20240905.pdf