RKI-Protokolle, nächste Runde (XXXVII): Inzidenz aus Kanzleramt. "Kommt das RKI der politischen Forderung nicht nach…"

Wie in den Protokollen zuvor ist am 5.5.20 zur inter­na­tio­na­len Lage wenig Beunruhigendes zu erfah­ren. Das "Plateau" in den USA wird mit "einem in der NY Times erschie­ne­nem Artikel" gekon­tert, wonach alles schlimm enden wer­de. In Chile ("20.643 Fälle bei einer gerin­gen Fallsterblichkeit") sind dem Krisenstab die Maßnahmen nicht hart genug. Für die Lage "National" behilft man sich mit inno­va­ti­ven Formulierungen: "Insgesamt ist trotz des lan­gen Wochenendes kein gro­ßer Anstieg im Vergleich zum Wochenende zu ver­zeich­nen" und "Die Anzahl Verstorbener ist mehr als dop­pelt so hoch wie die jähr­li­che Anzahl Verkehrstoter in Deutschland". Auch läßt sich"eine Überlastung der Krankenhauskapazitäten nicht gut schät­zen".

Das alles war schon bis­her les­bar. Neu ent­schwärzt ist in TOP 6 "Kommunikation":

Unvergeßlich das offi­zi­el­le Video der EU-Kommission vom 23.3.20 "President von der Leyen washing her hands to fight against #COVID19" mit mehr als einer Million Aufrufen:

Das Dokument gibt es hier. Gelbe Hervorhebungen stam­men von mir. Hier geht es nur um die bis­lang geschwärz­ten und gera­de frei­ge­ge­be­nen Stellen der Protokolle des Krisenstabs. Die Auswertungen der "1. Staffel" gibt es nach­zu­le­sen über die Kategorie _​Zu den RKI-Papers (Krisenstab-Protokolle) _​.

"Kommt das RKI der politischen Forderung nicht nach…"

In TOP 7 "Strategie Fragen" wird das Thema "Schwellenwert Inzidenz 35/100.000 Einwohner?" bespro­chen. Während der erste Spiegelstrich schon bis­her zu lesen war, ist der zwei­te und bri­san­te­re erst jetzt ent­schwärzt worden:

Nur geschieht genau dies, denn man weiß:

Hier wur­de nun der letz­te Satz freigegeben.

Da hecken Kanzleramtsminister Braun und Jens Spahn aus poli­ti­schen Gründen einen Grenzwert aus, der dem zustän­di­gen Institut mit­ge­teilt wird. Aus fach­li­cher Sicht hält das RKI ihn, jeden­falls flä­chen­deckend, für falsch, schon gar, wenn er mit Schulschließungen ver­knüpft wird. Auf Landkreisebene und nur für Zwecke des Öffentlichen Gesundheitsdienstes sei ein Inzidenzwert hilfreich.

Wie heißt es auf der Seite des RKI? "Das RKI ist die zen­tra­le Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und ‑prä­ven­ti­on und damit auch die zen­tra­le Einrichtung des Bundes auf dem Gebiet der anwen­dungs- und maß­nah­men­ori­en­tier­ten bio­me­di­zi­ni­schen Forschung." Schon frü­her hat­ten Wieler und Schaade wenig auf das gege­ben, was ihre MitarbeiterInnen dach­ten und for­mu­lier­ten. Es ist müßig zu spe­ku­lie­ren, ob sie nun vor der Regierung ein­knick­ten oder bereits län­ger ein dop­pel­tes Spiel betrie­ben. Es kann also zutref­fen, was am 13.6.20 auf welt​.de (Bezahlschranke) zu die­sen Texten geschrie­ben wird:

"BMG nicht zufrieden" und handelt an RKI vorbei

Auch in TOP 8 "Dokumente" wird noch ein­mal deut­lich, daß Spahn das RKI nutzt, wo es spurt, und eige­ne Wege geht, wenn das nicht der Fall ist. Es geht um einen "Erlassbericht hin­sicht­lich Testungen", der "bereits an BMG ver­sandt wor­den" ist:

6 Antworten auf „RKI-Protokolle, nächste Runde (XXXVII): Inzidenz aus Kanzleramt. "Kommt das RKI der politischen Forderung nicht nach…"“

  1. OBS! Numerierung. Das soll wohl sein: nicht "(XXXVI))", son­dern "(XXXVII)" – "I" statt ")". Der vori­ge Beitrag war ja schon "(XXXVI)".

  2. Entschwärzte Dokumente
    Der Tag, an dem das RKI die Wissenschaft verriet
    Stand: 13:30 Uhr | Lesedauer: 4 Minuten
    Elke Bodderas
    Von Elke Bodderas
    Verantwortliche Redakteurin
    RKI-Chef Wieler (l.) und Minister Spahn
    RKI-Chef Wieler (l.) und Minister Spahn
    Quelle: Kay Nietfeld/​picture alliance/​dpa; Montage: Infografik WELT/​Jörn Baumgarten
    Die RKI-Files bele­gen, wie die Behörde Maßnahmen der Bundesregierung schön­re­de­te – wider bes­se­res Wissen. 

    Das ent­schwärz­te Protokoll einer inter­nen RKI-Sitzung vom Mai 2020 sorgt für Empörung bei Wissenschaft und Politik.

    [Bezahlschranke]

    https://​www​.welt​.de/​p​o​l​i​t​i​k​/​d​e​u​t​s​c​h​l​a​n​d​/​p​l​u​s​2​5​2​0​0​3​1​8​4​/​E​n​t​s​c​h​w​a​e​r​z​t​e​-​D​o​k​u​m​e​n​t​e​-​D​e​r​-​T​a​g​-​a​n​-​d​e​m​-​d​a​s​-​R​K​I​-​d​i​e​-​W​i​s​s​e​n​s​c​h​a​f​t​-​v​e​r​r​i​e​t​.​h​tml

  3. Wie schön, dass die TäterInnen aus der "Coronalügnerszene" (die mei­sten ?) ihrer "Geheimtreffen" ("NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH") artig protokollierte!
    Sogar inklu­si­ve der "Erkenntnisse" und Vorgaben jener Finsterlinge ("BM Braun" und "BM Spahn"), in deren Auftrag sie arbeiteten.
    Zeit für Massendemos, um die ‑kra­tie gegen die gefähr­li­chen "Coronalügner" zu schützen? 

    Dass das RKI intern doku­men­tiert, wie es sich mit eige­nen Händen unschul­dig waschen (oder eben sei­ne Ärsche ret­ten) kann, fin­de ich sogar ver­ständ­lich und nicht beson­ders skandalös.
    Laut Protokoll waren von "TOP 7"des 5.5.20 ja "Alle" (also, laut "Teilnehmendenliste" des Tages auch Wieler und Schaade) betei­ligt – unter der Federführung (?) von "FG32":
    https://​www​.rki​.de/​D​E​/​C​o​n​t​e​n​t​/​I​n​s​t​i​t​u​t​/​O​r​g​E​i​n​h​e​i​t​e​n​/​A​b​t​3​/​F​G​3​2​/​F​G​3​2​_​n​o​d​e​.​h​tml ).

    Ich grüb­le immer noch über einer ver­nünf­ti­gen(!) Erklärung, was die unter­schied­li­che Größe ( = Bevölkerungszahl?) der Landkreise mit dem aus­ge­kno­bel­ten "Schwellenwert" zu tun haben soll.
    Unabhängig von der damals (sei­tens der Politik) ver­laut­bar­ten Begründung, dass den Gesundheitsämtern bei "Inzidenzen" ober­halb einer bestimm­ten Zahl kei­ne "Kontaktnachverfolgung" mehr mög­lich sei (bei einem Landkreis mit 50000 Einwohnern also ab 18 "Neuinfizierten" pro Woche, also durch­schnitt­lich weni­ger als 4 pro Arbeitstag??):
    Wieso soll die Anzahl der Einwohner Einfluss auf die "Inzidenzen" (pro 100000 Einwohner!) haben? Je klei­ner der Landkreis, desto gerin­ger die "Inzidenz"?
    Vielleicht durch die Annahme: je gerin­ger die Bevölkerungsdichte, desto höher die "Virussuppression"?

    Allerdings fin­de ich bei den mei­sten Protokollen die Anwendung von Ockham's und Hanlon's Razor hier am ziel­füh­rend­sten, wenn auch desillusionierend:
    es war und ist blo­ße Dummheit. Und im Zweifel wird eben auch die­se pro­to­kol­liert. Hauptsache der "Konsens" – es hand­le sich sowohl um ein "neaur­ti­ges" als auch beson­ders gefähr­li­ches Virus, das auch (noch) evi­denz­lo­se "Maßnahmen" zu des­sen "Bekämpfung" recht­fer­tigt – bleibt unangetastet.

    Mindestens fünf Kräfte (Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und "das Volk") wirk­ten hier auf­ein­an­der ein, bei z.T. sehr unter­schied­li­chen Interessen.
    Aber ALLE waren über­wie­gend von der Politik abhän­gig: sei es via "Forschungsgelder" und Pöstchen (Wissenschaft und z.T. Medien), "Coronahilfen" (fast alle), Werbeeinnahmen (Medien) oder deren nack­te (als Altruismus ver- und z.T. gekauf­te!) Gewalt – unter der Flagge eines moder­nen (und trotz­dem tum­ben) "Deus vult"!
    Die Politik war (zumin­dest in "west­li­chen Demokratien") ledig­lich vom "Volk" und den die­ses beein­flus­sen­den Medien abhän­gig (und letz­te­re wie­der­um über­wie­gend von Politik und Wirtschaft). 

    Jedenfalls passt die bis­he­ri­ge "Aufarbeitung" der Krise sei­tens der genann­ten Akteure (kodo­roc und weni­ge ande­re aus­ge­nom­men) zu einer Kant'schen Erkenntnis, die ich erst jetzt so rich­tig verstehe:
    "Der Verstand schöpft sei­ne Gesetze nicht aus der Natur, son­dern schreibt sie die­ser vor".

  4. Je höher die­ser Altpapierstapel desto dicker die Lügen. Daß unter die­sem Umständen auf der letz­ten Umschlagseite die Auflösung kommt, ist da sicher nicht zu erwarten.

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